Nirvana
In Utero (30th Anniversary Edition)
Wer einen Beweis für die These vom perfekten Nirvana-Album sucht, der muss sich nur “Heart-Shaped Box” anhören. Wer davon nicht restlos überzeugt wird, versucht es mal mit “All Apologies” und kann sich dann mit “Pennyroyal Tea” endgültig ergeben. Rund um diese drei größten Hits ihres dritten Albums haben Nirvana so explosive Stücke wie “Serve The Servants” oder “Rape Me” platziert, in denen sie sich nicht nur offensichtlich selbst zitieren, sondern auch ausdrücken, wie es ist, zwischen Mainstream-Druck und Untergrund-Anspruch zerrieben zu werden und am Ende niemandem gerecht zu werden – am wenigsten sich selbst.
In den 30 Jahren seit der Veröffentlichung gab es jedes Jahrzehnt eine praller gefüllte Reissue. Die Neuauflage 2023 bietet mehr als 50 bislang unveröffentlichte Songs. Die setzen sich vor allem aus zwei Liveshows zusammen, die es digital auch als “In Utero 30th Live” gibt. Wer allerdings alles an Bonusmaterial hören möchte, braucht eine der hochpreisigen und auf 3.000 Exemplare limitierten Super Deluxe Boxsets mit wahlweise 8 LPs oder 5 CDs und Memorabilia wie einem 48-seitigen Buch, Tourpostern oder Backstage-Pässen. Außerdem ist “In Utero” als Doppel-LP mit Bonus-10-Inch sowie als Doppel-CD erhältlich. Neben den erwähnten Liveaufnahmen enthält das Set B-Seiten wie den Dave Grohl-Song “Marigold” (ursprünglich die Flipside von “Heart-Shaped Box”) und weitere Konzertmitschnitte unter anderem aus Rom, wo Nirvana eine ihrer letzten Shows überhaupt spielten. Nicht enthalten sind Demos oder die Original-Mixe von Produzent Steve Albini zu “Heart-Shaped Box” und “All Apologies”; sie bleiben der Jubiläumsedition von 2013 vorbehalten.
Bei den Liveaufnahmen ragt vor allem das Konzert vom 07. Januar 1994 in Nirvanas Heimatstadt Seattle heraus. Die Show ist die letzte der Band auf US-Boden, ehe sie auf jene Europatour aufbricht, deren Verlauf als turbulent zu bezeichnen eine grauenhafte Untertreibung ist, vor allem wenn man sich Cobains Tod wenige Wochen später vor Augen führt. Sowohl die Show in Seattle als auch jene, die Nirvana wenige Tage zuvor in Los Angeles aufzeichnen, zeigen die Band fokussierter, eingespielter und dem Publikum zugewandter als sie noch Anfang 1993 im brasilianischen Sao Paulo agierte. Da setzen Nirvana ihr bis dato größtes Konzert überhaupt grandios in den Sand, stümpern sich an verschiedenen Instrumenten durch improvisierte Coverversionen, ehe sie am Ende erstmals überhaupt vor Publikum zwei bis dahin unbekannte Songs spielen, die später auf ihrem dritten Album landen: “Heart-Shaped Box” und “Scentless Apprentice”. Pop-Appeal und brutale Rohheit. Kurz: “In Utero”.
Das steckt drin: Scream, Shellac, Soundgarden
weitere Platten
Live At Reading
VÖ: 03.11.2009
With The Lights Out (Boxset)
VÖ: 22.11.2004
Nirvana (Best-of)
VÖ: 28.10.2002
From The Muddy Banks Of The Wishkah
VÖ: 01.10.1996
MTV Unplugged In New York
VÖ: 01.11.1994
In Utero
VÖ: 21.09.1993
Incesticide
VÖ: 14.12.1992
Nevermind
VÖ: 24.09.1991
Bleach
VÖ: 15.06.1989