Die menschlichen Abgründe, die der ehemalige Lostprophets-Sänger Ian Watkins offenbarte, als er wegen pädophiler Übergriffe verurteilt wurde, die zum Ende der Band führten, kann “Permanence” nicht vergessen machen. Soll es auch gar nicht. Es sind einfach Songs, gute und schlechte. Die Anhänglichkeit, das Gespür für Pop und fiesen Kitsch kennt man aus den besseren Jahren der Lostprophets; Rickly ist durch seinen unvergleichlichen Gesang bei Thursday eine der prägenden Größen des vergangenen Posthardcore-Jahrzehnts. Was auf dem Papier passt, schafft es trotzdem im Ergebnis zu überraschen. Wenn “Break” als 80er-Version einer Dubstep-Nummer loslegt und in Synthesizer-Fanfaren aufgeht, weiß man erstmal nicht, ob das jetzt mutig oder einfach nur beknackt ist. “Permanent Sunlight” hilft einem anschließend mit seinen Autoscooter-Melodien, dem Flanger-Einsatz und den schönen Versen dazwischen auch nicht recht weiter. Zumindest die Pole von No Devotion werden dabei deutlich: Auf der einen Seite Rickly, dessen ruhige Stimme jeden der zwölf Songs durchfließt und ihnen eine gewisse Tiefe verleiht. Und dann ist da seine neue Band, die sich den Kopf mit sphärischen Sound-Skulpturen frei spielt, den Bogen bei aller Experimentierfreude aber des Öfteren überspannt. No Devotion wollen U2, die Editors, Interpol, Depeche Mode und Skrillex in einer Band sein. Und es liegt allein an Rickly, das alles aufzufangen. Es gelingt ihm, man weiß nicht wie.
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No Oblivion
VÖ: 16.09.2022