No Shame
White of Hope Turning Black
Text: Stefan Layh
Finnland gilt als das Land der 1000 Seen. Auf 1000 Streetpunk-Bands bringt es der chronisch dünn besiedelte Landstrich im höchsten Norden wahrscheinlich auch. No Shame dürften eine der besten sein, auch wenn sie musikalisch nicht übers Wasser gehen können. Mit “White Of Hope Turning Black” hauen No Shame ihr viertes Album seit der Gründung 1996 raus und rotzen in dieselbe Ecke wie Bombshell Rocks, Randy oder Voice Of A Generation. Kehlig-barsche Shouts von vorne bis hinten, dazwischen angeraute Singalongs und viele melodische Widerhäkchen. Die Harmonien klingen häufig gehetzt, weil das Schlagzeug einfach keine Verschnaufpausen gewährt. Immer weiter, immer geradeaus – bis der satt wummernde Motor nach einer starken halben Stunde und elf Songs mit einem Klimpern absäuft. So feuerrot die Seele des Streetpunk hier aufflackert, so blass und beliebig bleiben die finnischen Bordsteingeschichten: “Take The Money And Run” verweigert dem vereinsamten Karrieristen das Mitleid, “No Future For The Kids” bedauert die Perspektivlosigkeit einer profitsüchtigen Gesellschaft, “’bout Control” beanstandet den Kontrollwahn, der jede Individualität erstickt. Wer No Shame wegen der klischeehaften, regelrecht plumpen Lyrics links liegen lässt, tut ihnen dennoch Unrecht. “White Of Hope Turning Black” funktioniert. Eindimensionalität kann verflucht effektiv sein.