No Teeth
Decadence In Breeding
Es ist sicherlich die große Stärke des Debüts der Nordengländer, doch eine eigene Identität muss die sechsköpfige Band, deren Mitglieder wunderbar debile Namen wie Dobbly Groast oder Pecker Slapper tragen, noch finden. Zu sehr drängen sich Vergleiche mit Fat White Family auf, die mit dem nächsten psychotischen Album aus dem verkommenen Genie von Enfant Terrible Lias Saoudi tatsächlich die Konzertbühnen ins Wanken bringen.
No Teeth dagegen wollen live mit selbstgebastelten Horrormasken, hässlichen Brillen, Reitgerten und Damenunterwäsche schocken, erfolgreicher sind sie damit aber im besten Sinne mit ihren Songs: etwa mit krummen Synthie-Folterspielen und arbiträren Taktwechseln wie in “A Horse Named Panty Raid” oder im famosen “Stealing For My Own Gain”, das mit breitbeinigem Wummer-Bass und Trompeten-Wahnsinn so lospoltert wie eine B-Seite der Viagra Boys.
Herrlich bescheuert dagegen: “I Am Not An Officer” klingt wie The Kinks auf Crack und “Canon McCoy” ist perverser Jahrmarktspaß mit Sprechgesang à la Baxter Dury, der aus den Lautsprechern eines Kettenkarussells dröhnt. No Teeth wollen eben alles sein und vor allem ziemlich viel davon. Ein kathartischer Exzess für alle leidensfähigen Schlaflosen, die beim wilden Arte-Nachtprogramm erst richtig aufdrehen.
Das steckt drin: Black Midi, Fat White Family, Viagra Boys