NOFX
West Coast Vs. Wessex (Split-LP mit Frank Turner)
Text: Christian Wiensgol
Gerne nutzen Punkbands Split-LPs mit Coversongs, um ihre gegenseitige Wertschätzung zu demonstrieren. NOFX selbst haben das vor 18 Jahren mit Rancid gemacht. Der Reiz für Fans liegt auf der Hand: Die eine geliebte Band spielt die andere geliebte Band nach – was will man mehr? Höchstens, dass die andere Band das gleiche danach auch noch macht. Bei “Westcoast Vs. Wessex” hingegen legt schon das Setting fest, dass es noch etwas spannender zugeht und nicht nur hier und da Punk zu Ska oder Ska zu Punk wird. Der britische Singer/Songwriter-Folkrock von Turner und der Wir-machen-unser-Ding-Melodycore von NOFX stehen sich schließlich gar nicht so nah. Beide Seiten tun sehr gut daran, die Songs des anderen nicht ausschließlich in ihre eigene Klangwelt zu übersetzen. Beste Beispiele: Das nach Spelunke klingende “Glory Hallelujah” von NOFX und Turners Version von “Eat The Meek”, die von einem bedrohlichen Trommelwirbel-Groove getragen wird, den man
eher von einer Post-Hardcore-Band als von Turner oder NOFX erwarten würde. Beide Songs weisen gleichzeitig auf den zweiten großen Pluspunkt von “Weastcoast Vs. Wessex” hin: Die Songauswahl beweist, dass beide Seiten das Werk des jeweils anderen gut kennen und schätzen. “Glory Hallelujah” von 2011 ist der jüngste Song, den NOFX sich vornehmen, alle anderen vier Stücke stammen aus der Frühphase Turners, als der noch der europäische Geheimtipp für Punkrocker mit Folk-Herz war. Darunter die “Ballad Of Me And My Friends” mit dem legendären Sing-Along “And we’re definitely going to hell/ But we’ll have all the best stories to tell”, dem NOFX noch eine kurze, aber effektive Melodycore-Abfahrt in Höchstgeschwindigkeit hinterherschieben. Turner nimmt sich neben “Eat The Meek” einen weiteren Song vom Album “So Long And Thanks For All The Shoes” vor. Kein besonders erfolgreiches NOFX-Album, aber eben die Platte, die rauskam, als Turner ein 16-jähriger Punk war. In seiner Version des für NOFX ungewohnt
düsteren Schlussstücks “Falling In Love” legt Turner noch eine Schippe Grabesstimmung drauf. Zwei echte Hits nimmt er sich dann aber doch noch vor. “Perfect Government” machen er und seine Band zu einem typischen Sleeping-Souls-Schunkler und “Bob” ist die unvermeidliche Folk-Ballade, in deren Video-Umsetzung dieses rundum gelungene, kurzweilige Projekt das einzige Mal albern wird. Statt Turner treten NOFX selbst auf, um zu imitieren, wie Turner sie covert.
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