Einmal mehr gelingt es den immer ein wenig verdächtig nach Lehrer aussehenden Kanadiern den Hörer (aller perfekt kontrollierten Spielwut zum Trotze) in einen radikalen Sog intensiver und uneitler Emotionalität zu ziehen. Die monolithischen Klangmauern von Songs wie “The Graveyard”, dem lakonischen “The Phone Call” oder die Untergangsszenarien von “Our Town” fordern einem schon gewisse innere Stabilität ab, denn musikalisch drückt einen das scharf zerklüftete Zentralmassiv der wie immer extrem brachialen Rhythmusgruppe erst mal schmerzhaft an die Wand. Eine permanent unberechenbare Gitarre fräst in einem unaufmerksamen Moment die Schädeldecke auf (“A Little Too High”), und der verzweifelt-bissige, heisere Gesang tut sein übriges. Alles, was hier passiert, ist von zwingender Direktheit. Der Weg vom 98er “Dance Of The Headless Bourgouisie” wird bedingungslos weiter verfolgt, wieder ist es ein sattes Doppelalbum, und wieder ist alles im fünf- bis achtminütigen Bereich angesiedelt – das vielleicht ein wenig zu Edutainment-hafte Miles-Davis-Cover “Bitches Brew” bringt es sogar auf satte 15 Minuten -, wobei selbstverständlich auf allzu selbstzweckhaftes Gefummel verzichtet wird. Wie eigentlich jedes Nomeansno-Album lebt auch “One” von absoluter Intensität und staubtrockener Präzision, von gnadenlos gehaltenen Spannungsbögen, feinziselierten Melodiefragmenten und intelligenten Texten, die in ihrer oft sarkastischen, niemals aber zynischen Schärfe das Modell weiterdenken, das Hardcore-Bands wie die Dead Kennedys einst vorformuliert hatten.
weitere Platten
The People's Choice
VÖ: 20.04.2004
Dance Of The Headless Bourgeoisie
VÖ: 09.06.1998
The Worldhood Of The World (As Such)
VÖ: 05.10.1995