Die Referenzband für diese Form von Musik, diese spezielle Mischung aus Sludge Metal, Doom und Ambient sind Neurosis. Keine andere Band hat je solch hypnotische Intensität, solchen Wahnsinn und solche Entfesselung transportiert wie das kalifornische Kollektiv. Auch Norska nicht, obwohl sie mit ähnlichen Zutaten arbeiten und eine ähnliche Dynamik entfachen. Allerdings überschreiten sie dabei keine Grenzen, man macht sich um sie beim Hören keine Sorgen, hat nie das Gefühl, die Band sei dem Wahnsinn anheimgefallen. Was natürlich weniger beeindruckt, aber auch mal ganz angenehm sein kann, denn so lässt sich “Too Many Winters” gut konsumieren, ohne dass es an die Substanz geht. Deshalb könnte sich das Album zu einem Konsenswerk des psychedelischen Post Metal entwickeln, denn speziell “Fire Patience Backbone” ist quasi Neurosis light, die vielen harmonischen Ambient-Parts dürften auch Isis-Fans gefallen und die Verbindung zu Yob besteht nicht nur in Bassist Aaron Rieseberg, sondern auch im intuitiven Fluss des Songwriting. Zudem zeigt das flotte, zweieinhalb Minuten lange “Eostre”, dass Norska auch auf den Punkt kommen können. Der verspielte Opener “Samhain” beginnt sehr harsch, erinnert zu Beginn an Unsane oder Jesus Lizard, bevor es zu anstrengend wird, bekommen Norska aber die Kurve und flechten Melodien ein; Gitarre, Gesang, nichts ist hier dauerhaft schroff. Wer sich nach dem Musikhören schlecht fühlen will, greift weiter zu Amen Ra. Das hier ist zwar auch Musik für raue Winter, der wird aber immer wieder von sonnigen Tagen aufgebrochen.
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Norska
VÖ: 27.11.2012