Verübeln kann man es den Abtrünnigen nicht. Klar, Chuck Ragan ist der Nicest guy in Punkrock (Zitat eines x-beliebigen Punkmusikers) und Bruce Springsteen der einzige Boss, auf den wir hören. Aber muss den beiden gleich jeder musikalisch nacheifern? Auch Matt Goud alias Northcote schlägt in diese Kerbe, ist aber aufgeweckter als die meisten seiner Revival-Tour-Kollegen. Goud wuchs mit Country aus dem kanadischen Radio und Kirchenmusik auf, wurde mit Punkrock groß (und wie groß er ist) und spielte in einer Posthardcoreband, bis er sich selbstständig machte. Nach zwei zurückhaltenden Singer/Songwriter-Platten sind Balladen nicht mehr sein Ding. Northcote ist ein Bandalbum, wenn nicht gar ein Buddy-Album. An allen Ecken und Enden wird Goud durch einen lautstarken Kneipenchor unterstützt, obwohl er das nicht mal nötig hätte: Seine Melodiebögen spannt er mit Leichtigkeit so stimmgewaltig wie Colin Hay und in den tiefen Tönen ist er dann tatsächlich Ragan zum Verwechseln ähnlich. Doch statt es sich im Folk gemütlich zu machen, ist die Rastlosigkeit des frühen Springsteen treibende Kraft, am deutlichsten in A Thousand Nights und Drive Me Home. Bei Counting Down The Days sind auch The Gaslight Anthem, circa American Slang, nicht mehr weit. Und spätestens wenn sich eine einsame Trompete einmischt, klingt Northcote wie eine robustere, bärtige Version der Weakerthans. Um das Namedropping abzuschließen: Derzeit ist Goud mit Dave Hause auf Europatour. Jede Wette, dass er ihn an die Wand spielt.
weitere Platten
Hope Is Made Of Steel
VÖ: 25.09.2015
Gather No Dust
VÖ: 19.04.2011
Borrowed Chords, Tired Eyes
VÖ: 08.12.2009