“Hysterie in Tokyo, überfüllte Clubs in Rio, London oder Barcelona” – bei Northern Lite geht laut Waschzettel die Luzie ab. Eins muss man Andreas Kubat, Sebastian Boon und Sascha Littek lassen: Sie sind konsequent. Konsequent scheiße allerdings. Weit und breit kein Fettnapf, den die Thüringer auf ihrem Durchmarsch gen Besenkammer der Popgeschichte links liegen ließen: Eine ehemalige Techno-Kapelle hat die Zeichen der Postmoderne erkannt und verrührt ihren Daten-Müll fortan mit dem, was sie für Alternative hält. Der Sänger leiert, lallt und radebrecht zum Davonlaufen; vor sich selbst, wie er gleich eingangs bereitwillig zugibt. Songs heißen “No Escape”. On stage wird “dynamische Malerei” kredenzt. Zu allem Überfluss – und damit auch dem letzten Doofi klar ist, wie verdammt weit vorne und mega-kredibel das Ganze ist – covert man ausgerechnet “Go With The Flow” von den Queens. Kein Scherz! Als Single! Mal ehrlich, die Herren: Geht’s noch?! Mag die unfreiwillige Ironie des Titels noch belustigen – rein akustisch erfüllt der sterile Kirmes-Techno in seiner bodenlosen Niveaulosigkeit den Tatbestand der Majestätsbeleidigung, was prompt einen weiteren Punkt kostet. Auch der Rest schmeckt bieder, provinziell, kläglich wie ein dröger Hobbykeller-Nachmittag nach der Schule: Lauwarmes Bier steht auf dem Tisch, irgendwer hat einen Freeware-Sequenzer “ründergelödn”, die Freundin ist grad beim Friseur. Da wird halt ein bissel dilettiert, mit dem kleinen Bruder an der Kaufhaus-Klampfe – was bei “Something” tönt wie eine hirntote Version von ZZ Top zu “Recycler”-Zeiten. Billy Gibbons auf Marmelade, anyone? Wir korrigieren: Hysterie in Herne, halbleere Dorfdiscos in Hoyerswerda, Günzburg oder Itzehoe. Und Josh Homme krempelt schon mal die Ärmel hoch. Tut mir echt lite.
weitere Platten
Letters & Signs - Part One
VÖ: 18.09.2009
Super Black
VÖ: 14.03.2008