Angenehmerweise macht das Quartett nämlich Tanzmusik für Menschen, denen gesellschaftliche Maßstäbe per se unangenehm sind. Der zweiten Noseholes-Platte kann man konsequenterweise sogar dadaistische Tendenzen zugestehen. Die werden besonders in den sympathisch verwirrenden Sprechgesängen von Frontfrau Zoosea Highman deutlich, die mit Zeilen wie The snow is not sticky enough to build a snowman entweder bis zur Unkenntlichkeit vertrackte Metaphorik oder ganz im Sinne des Dada systematisierte Sinnlosigkeit ausdrückt. In beiden Fällen kokettiert die Lyrik mit einer nöligen Konventionsverneinung, die musikalisch die Gestalt von zugleich zappeligen wie monotonen No-Wave- und Post-Punk-Arrangements annimmt. So klingen Noseholes etwa im Titelsong ihrer zweiten Platte wie auf Groove reduzierte Karies und gleichen in “Snowsuit Ranger” mit ihren minimalistischen Gitarren-Zuckungen weniger aggressiven Decibelles. Die betonte Egal-Attitüde hat auf “Ant And End” System und führt ironischerweise zu einer absurden Form von Bewegungsdrang. Zugleich sorgt sie aber dafür, dass dem Album die ganz großen Momente fehlen. Eindeutig heraus sticht nur “Vacuum Flies”, das über einen tiefenentspannten Beat aus Bass und Schlagzeug ein viel zu lebhaftes Jazz-Saxofon-Solo legt – ein Augenblick, in dem man sich Noseholes dringend in die Reeperbahn-Clubs wünscht.
weitere Platten
Danger Dance
VÖ: 23.02.2018
Noseholes
VÖ: 12.04.2017