Was hat Phil Collins mit der emotionalen Gitarrenmusik der 90er zu tun? Ein Anhaltspunkt…
“Die Theorie bestimmt, was wir sehen”, sagte Einstein, und man kann hinzufügen: “…und was wir hören.” Denn wirft man durch die Brille der Kategorien einen Blick auf eine Platte wie diese, kommt man zu anderen Ergebnissen als denen, die auftauchen, wenn man die Musik direkt und ungefiltert auf den Nährboden spontaner Assoziationen fallen lässt. Dann nämlich erinnert der melancholisch-gepresste Gesang dieses Vierers permanent an die Melodieführung eines Phil Collins in der Frühphase der 80er-Genesis. In meinen Ohren ist dies allerdings weniger eine Kritik als vielmehr ein Beleg dafür, dass warmherzig-harmonische Gitarrenmusik der Neuzeit im Begriffsdreieck von Emo, Melody-Punk oder Gitarrenpop allesamt einem Kern entspringt – der puren Lust auf Pop und seiner positiv-eingängigen Kraft. In diesem Sinne rocken die griffigen Nummern dieser Newcomer irgendwo zwischen Jimmy Eat World, Get Up Kids, handzahmen Hot Water Music, späten No Fun At All, Umarmung und Tagebuch, Sonnenaufgang und Hoffnungsschimmern. Songs wie “Sunrise” oder “Before You Met Her” zeugen von einem wirklichen Talent für Herz erweichende Popsongs, die eine (vor allem stimmlich) selbstbewusstere Inszenierung und einen Niveauschub bei den gut gemeinten Texten durchaus vertragen könnten. Trotzdem schön.
weitere Platten
Metacrash Awareness
VÖ: 26.05.2006
The Dataset Interface (EP)
VÖ: 28.04.2006
Leaving Without Moving
VÖ: 10.11.2003