Hauptthemen auf “Apnea” sind zwar noch immer Dark Wave und Gothrock, die elf neuen Songs fallen aber wesentlich vielschichtiger und abwechslungsreicher aus als das selbstbetitelte Debüt der Londoner. Weniger ungestümer Noise, dafür ausgefeiltere Popmomente, die nicht über eine neugewonnene Ernsthaftigkeit hinwegtäuschen. Freiwillig zugelegt haben sich O. Children die aber keineswegs, denn die letzten beiden Jahre waren für Sänger Tobias OKandi die reinste Nervenzerreißprobe: Durch einen blöden Zufall bekam die Polizei heraus, dass OKandis Visum seit geraumer Zeit abgelaufen war. Während die Gerichte darüber entschieden, ob er England, wo er seit seinem sechsten Lebensjahr zu Hause ist, verlassen muss, reagierte sein Körper mit (der für das Album namensgebenden Krankheit) Schlafapnoe. Ablenkung fanden er und seine Bandkollegen schließlich im Studio. “Apnea” fängt OKandis Zerrissenheit zwischen Wegmüssen und Hierbleibenwollen auf, thematisiert Fortbewegung und Stillstand, wenn auch oft auf wenig subtile Weise: “My PT Cruiser is white/ Dont you know, I can travel anywhere, my PT Cruiser is white, singt OKandi Dave Gahan-mäßig in “PT Cruiser”. Überhaupt grast der O.-Children-Frontmann mit seinem Bariton viele große Sänger der 80er ab und klingt dabei in guten Momenten durchaus wie Ian Curtis. In schlechten, und das hat jetzt nichts mit den 80ern zu tun, allerdings auch mal so affektiert wie Stewie Griffin aus “Family Guy”. Am Ende wird übrigens alles gut: OKandi darf in seiner Heimat bleiben, “Apnea” hat die 80er weiter lieb, macht aber doch sein eigenes Ding daraus.
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O. Children
VÖ: 15.10.2010