Das haben wir nun vom Abfeiern von Bands wie Joy Division, Interpol oder Editors. Vielleicht haben wir auch zu lautstark den Tod von Pete Steele beklagt, denn ermutigt vom düsteren Musikzeitgeist öffnet sich hier die Horror-Familiengruft. So weit, dass Ghouls und Goblins auch wieder in jene Indieclubs finden, deren DJs sich ansonsten Nase rümpfend von allem abwenden, das sich dem Genre Gothic auch nur annähert. O. Children gehen ihre Sache raffiniert an.
Vorabsingle Dead Disco Dancer schickt eine hoch tanzbare Postpunk-Bassfigur ins Rennen, betört mit poppig-luftiger Hookline und lässt auch bei der Friedhofsorgel im Refrain kaum an etwas Böses denken. Bei Fault Line quillt die bis dahin smart gestylte Band aus ihren maßgeschneiderten Zweiteilern. Hier wird mit Gothrock-Heiligtümern gespielt, wie mit Legosteinchen. Der Hang zum Kathedralenbau ist omnipräsent. Dieser ist allerdings auch dringend vonnöten, passt doch der gewaltige Bariton des Frontriesen Tobias OKandi kaum in ein Songkämmerchen mit herkömmlicher Schallausbreitung.
Hall und Dunkelheit müssen her. Gott sei Dank liefert der Gothrock-Motivbaukasten reichlich Material, das sich auch mit Pop-, Indie- oder Shoegazing-Elementen kombinieren lässt. Dauervolltönend hieven aber vor allem die teils absurd tiefen Vocals jeden der elf Songs unter ein gewaltiges Vergrößerungsglas und lässt jeden Ton, jede Emotion zu einer Begegnung mit der Sagenwelt werden, die einen richtig packen kann, Friedhofsgrundtauglichkeit vorausgesetzt.
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Apnea
VÖ: 15.06.2012