O.S.T.
Judgment Night (Platten der Neunziger)
Text: Maik Koltermann | Erschienen in: VISIONS Nr. 88
Der Film „Judgment Night“ ist schlecht. Wirklich übel sogar. Ein mies gemachter Actionstreifen, der schon längst in den Untiefen drittklassiger Filmarchive verschwunden ist und höchstens mal hervorgeholt wird, wenn RTL2 einen echten Reißer für das Abendprogramm benötigt. Die musikalische Untermalung dieses cineastischen Tiefschlags ist im Gegensatz dazu zu einem symbolträchtigen Tonträger der musikalischen Umbruchsphase geworden, die Anfang der Neunziger stattfand und deshalb auch der einzige Sampler in dieser Reihe. ‘Immortal’-Obmann Happy Walters überredete jeweils eine namhafte Größe aus der Rock- und eine aus der Rapwelt dazu, sich zusammen der Gestaltung eines gemeinsamen Songs zu widmen. Seine größte Leistung sind dabei wohl die treffsicher zusammengestellten Kombinationen: Slayer und Ice T, Teenage Fanclub und De La Soul, FNM und Boo-Ya Tribe, Pearl Jam und Cypress Hill. All das ergibt – zum Teil logischerweise, zum Teil mehr als überraschend – eine wunderbar funktionierende gegenseitige Ergänzung, die die Frage aufwirft, warum man erst so spät darauf gekommen ist, etwas derartiges zu inszenieren. Jetzt, mit gebührendem Abstand zum damals beginnenden Megahype dessen, was schnell schmissig als Crossover betitelt wurde, zeigt sich, wie wichtig die damals längst überfällige, gar lebensrettende Ideentransfusion für die beiden, zu jener Zeit zunehmend ausblutenden Stilrichtungen war. Und vor allem – wieviel Spaß sie gemacht hat.
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