Natürlich nicht. Denn genauso gerne, wie die Gallaghers über andere reden, macht es Spaß, sich über Oasis zu unterhalten oder, was meist gleichbedeutend ist, zu streiten. Selbst wenn es sensationell Neues über dieses solide, Fans fraglos glücklich machende Album kaum zu sagen gibt. Oasis sind mehr als nur ihre Musik, Oasis sind eine Haltung, ein Manifest, ein Fels, an dem man sich anlehnen und reiben kann. Das Bemerkenswerteste ist vielleicht noch, dass auch bei Oasis Psychedelic scheinbar wieder schwer im Kommen ist. Die Band findet zusehends mehr Gefallen an “kosmischen” Klängen und verträumt-hypnotischen Soundschleifen. Das beginnt schon im Opener “Bag It Up”, einem Song über Noels LSD-Erfahrungen in seinen Teenagerjahren, und hört erst beim abschließenden, dezent trancigen Liam-Song “Soldier On” wieder auf. Missgünstige werden dazu sagen, dass Oasis auch damit nur die Beatles kopieren. Na und? Wen stört das, wenn jemand seine Kunst so famos beherrscht wie die Gallaghers. Hier sitzt jeder Ton, nichts fehlt, und Überflüssiges sucht man auch mit der Lupe vergebens. Oasis wissen, dass ein Refrain vom Boden abzuheben hat und eine Gänsehaut verursachen soll. Besagtes “Bag It Up”, das wunderbar lässig schwingende “The Turning” oder den kompromisslos treibenden Rocker “The Shock Of The Lightning” mit seiner infektiösen “Come in, come out”-Hookline bekommt man schon nach einmaligem Hören für Tage nicht mehr aus dem Kopf. Stattdessen summt man in Gedanken unaufhörlich Zeilen wie “Come get me off the merry-go-round” beim von Noel gesungenen “Waiting For The Rapture” oder Liams “So come on, shake your rag doll, baby, before you change your mind” (“The Turning”) und fragt sich, was man sich damit eigentlich sagen will. Egal, Oasis-Texte schwanken schon seit jeher zwischen weltbewegend und herzergreifend einfältig, und wenn ein Sänger so genau weiß, wo er beim Refrain die Kletten-Häkchen zu setzen hat, dann sollten wir ihm Lyrics aus dem Textbausteinkasten wie “Here’a a song, sing along, watch my style, pick up pace, wipe that smile from your face” aus “Ain’t Got Nothin’” verzeihen. Die drei Songs aus Liams Feder laufen längst nicht mehr Gefahr, in unterirdische Gewölbe der Marke “Little James” abzutauchen, die melancholische Beatles-Hommage “I’m Outta Time” liegt sogar ein gutes Stück über dem Durchschnitt. Auch Noels Gitarrenadjutant Gem Archer und Bassist Andy Bell durften mit dem orientalisch angehauchten “To Be Where There’s Life” beziehungsweise dem Slide-Gitarren-Stampfer “The Nature Of Reality” auch zum siebten Album wieder kreativen Input liefern. Und sie machen ihre Sache ausgesprochen ordentlich. Oasis’ Zukunft schimmert rosig.
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