Brad Oberhofer ist ein Mann von 21 Jahren mit dem richtigen Gespür für Melodien und dem für die passende Instrumentierung geschaffenen Händchen. Das sind die Benchmarks seiner ersten Platte. Oberhofer ist ein Schöngeist, der sich nicht zu schade ist, sich die Hände schmutzig zu machen. Dieser sensible Mann spricht ohne falsche Bescheidenheit von Rene Descartes und Brian Wilson als seinen Inspirationsquellen und kombiniert in der Tradition des Franzosen Geist und Materie. Feinfühlige, vorsichtige und romantische Gedanken finden sich von teils psychedelischen, dann wieder herrlich eingängigen Indiemelodien ummantelt, die einen gerne und schnell vergessen lassen, dass neben der Note auch der Buchstabe steht. Die großen Stärken von “Time Capsules II” sind musikalische Versiertheit und Vielfalt. Ausgehend von der Erkenntnistheorie von Descartes muss man annehmen, dass der Perfektionist Oberhofer nur solche Songs hat gelten lassen, die seinem harten und akribischen Urteil gerecht werden konnten. Oberhofer zeichnet mit seiner variablen Falsettstimme Skizzen eines Bilds, in dessen Mittelpunkt ein empfindsamer junger Mann, der in den USA gerade erst das offizielle Trinkeralter erreicht hat, durch eine weite Welt schreitet. Mit offenen Augen und Ohren für all die Eindrücke, die sich auftun, wirbeln und herabfallen wie das Laub an einem Herbsttag. “Time Capsules II” zeigt diese Träumereien als Geschichten eines einsamen Spaziergängers.