Oceans
Happy
Text: Stefanie Prieske | Erschienen in: VISIONS Nr. 379
Allerdings hat das neue Album des österreichisch-deutschen Quartetts über weite Strecken mehr mit den sozialen Netzwerken gemein, als der Band lieb sein dürfte: Zur kurzfristigen Unterhaltung taugt “Happy” allemal, bleibenden Eindruck hinterlässt aber fast keiner der insgesamt elf Songs. Dabei starten Oceans stark: Die ersten drei Songs sind eine druckvolle, energische Mischung aus Metalcore, Death- und Nu-Metal, zu der Sänger und Gitarrist Timo Rotten seine stimmlichen Qualitäten beim Screamen und Growlen unter Beweis stellt.
Danach folgen jedoch zahlreiche ruhigere und vor allem austauschbare Momente, in denen die Band mit generischen Melodien arbeitet, die zwar schnell ins Ohr gehen, die man aber genauso schnell wieder vergisst, zumal Rottens Talent beim Klargesang überschaubar ist. Sogar Stücke wie der Titelsong oder “Father” überzeugen letztlich nicht, weil sie einen trotz der ernsten und schweren Themen seltsam kalt lassen.
Da hilft es auch nicht, dass man zwischendurch immer wieder auf Überraschungen stößt, etwa das Saxofon in “Happy”, die Chöre in “Slaved To The Feed” oder den an Sleep Token erinnernden proggigen Pop von “Self Doubt 24/7”. Am unverstelltesten wirken Oceans, wenn sie ihrer Wut auch musikalisch ohne Umschweife freien Lauf lassen. Davon hätte “Happy” noch mehr vertragen können.
Das steckt drin: Caliban, Northlane, Slipknot
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VÖ: 10.01.2020