Tyler The Creator ist ein Mann mit beträchtlichen Talenten, nur Selbstkontrolle gehört noch nicht dazu. Sein kommerzielles Debütalbum Goblin war bei allen spektakulären Einzeltracks doch 20 Minuten zu lang und mehrere Gast-Features zu nett zu den weniger fähigen Odd-Future-Mitgliedern. The OF Tape Vol. 2 hat nun ähnliche Probleme, weil der De-facto-Anführer Tyler erneut kein Interesse daran zeigt, die Stärken der Gruppe zu bündeln. Der Common Ground von Odd Future ist eben nicht die Musik; der Hardcore-Rap von MellowHype, die benebelten Langschläfer-Geschichten von Domo Genesis und der Afterparty-RnB von Frank Ocean werden nicht von einem gemeinsamen HipHop-Verständnis zusammengehalten, sondern von der Erinnerung an das Kellerzimmer in Los Angeles und den nächstgelegenen Skatepark, in denen zwölf sehr verschiedene und sehr verschieden talentierte Teenager bis zum Beginn des Hypes ihre Zeit verbracht haben. Vereinzelte Stücke, das gruselige P oder das garstige Forest Green vom bisher übersehenen Mike G, ragen deshalb aus dem zweiten Odd-Future-Tape heraus, weniger durchdachte, wie die humorlose Selbstabfeierung We Got Bitches, ziehen es wieder runter. Zusammenfassend funktioniert nur das elfminütige Oldie: Jedes Mitglied bekommt eine Strophe, selbst der verloren geglaubte Ausnahmerapper (und -Perversling) Earl Sweatshirt kehrt zurück – und der Track ist genauso zerfahren und zu lang wie das Album, das er beendet.