Östro 430
Punkrock nach Hausfrauenart
Als der Punk Ende der 70er in Düsseldorf explodierte, standen Martina Weith und Bettina Flörchinger mit Östro 430 mittendrin. Weil sie keine Gitarristin finden konnten, spielten sie eben ohne. 1984 löste sich die Band wieder auf, galt aber spätestens 2019 mit Thees Uhlmanns Version von “Ich halt mich raus” als wiederentdeckt. Kulturgut, olé, olé, feministische Role Models.
Gitarren haben Östro 430 auch auf ihrem Comeback keine, dafür aber Klavier, Saxofon, Akkordeon und ordentlich Kirmes in der Seele. “Ich weiß, wer und was ich bin, da brauche ich kein Sternchen drin”, singt Weith in “Wörterpolizei”. Doch Östro 430 schreiben keinen Leitartikel für Die Welt, sondern machen einfach eine unterhaltsame, teils theatralische Platte darüber, was ihnen zwingender und feministischer erscheint als Sternchen, Glottisschlag oder Binnendings.
Dieses gegenkulturelle Gestänker zeichnete sie bereits in den frühen 80ern aus: mit Dickschädel, Libido und etwas Humor gegen Rollenbilder – sei’s als Frau oder was gemeinhin als “progressiv” in die Schublade gesteckt wird. “Lass Los” ist ein fantastischer kleiner NDW-Hit über Selbstermächtigung. Und alles daran ist super. “Fick das System” freilich auch. Und am Ende bedeutet Feminismus keine Privilegien für Frauen, sondern Gleichberechtigung. Und darüber wird nicht diskutiert.
Das steckt drin: Alte Sau, Ina Deter, Fehlfarben