Rein rechnerisch halten sich The Offspring weit mehr Jahre außerhalb des Punk-Undergrounds auf, als sie Teil dieses Kreises waren, der sie ein bisschen dafür hasst, dass sie “nun” Rockmusik für Menschen machen, denen der Underground am Arsch vorbeigeht. Fast 27 Jahre sind seit “Smash” und dem Durchbruch vergangen. Auf “Let The Bad Times Roll” betreiben Dexter Holland, Noodles, Pete Parada und der neue Bassist Todd Morse exakt das, was man auch Nickelback, Rise Against oder Taylor Swift vorhalten könnte: die fortwährende, fast ruchlose Suche nach dem verdammten Hit. Abermals mit im Suchtrupp ist Produzent Bob Rock (Metallica, Mötley Crüe, The Cult) und diese vormals schon fruchtbare Konstellation reiht auch dieses Mal völlig unverdrossen Hit an Hit. Klar, “We Never Have Sex Anymore” ist natürlich himmelschreiender Coming-of-Age-Populismus, weichgestreichelt für die breite Zielgruppe, und Metaller werden spätestens bei der eigenwilligen Interpretation von Edvard Griegs “In The Hall Of The Mountain King” zusammenzucken, das die Power-Metaller Savatage 1987 weit ernsthafter angegangen sind. Doch der Rest hier ist porentief reine Popmusik Schrägstrich Pop-Punk und teils lächerlich unterhaltsam. Drei bis 39 Fremdworte mehr und “This Is Not Utopia” wäre beispielsweise ein spitzen Stück für Bad Religion geworden. Der Titelsong schlägt derweil schmissig die Brücke zwischen Convenience-Pop, den Foo Fighters, Rise Against und macht dann, was ein Ohrwurm eben tut: bleiben. Überraschend musikalisch und fast ein bisschen raffiniert sind dann “Army Of One” und “Breaking These Bones”. Und in “Hassan Chop” gibts auch noch ein bisschen Punkrock. Auf ihrer zehnten Platte betreiben The Offspring, was sie in 27 Jahren perfektioniert haben: pures Entertainment. Es bleibt die Frage, weshalb man Hits und Partyrock immer den Doofen überlassen sollte. Besser, The Offspring erledigen das alles. Man weiß ja, dass die, bei aller hier zur Schau gestellten Alte-Männer-Haftigkeit und der künstlerischen Tiefe einer Pfütze, alles andere als Dummköpfe sind. Über “Gone Away Requiem” wird aber noch zu reden sein. Also mit Chad Kroeger von Nickelback. Der ist wahrscheinlich stinksauer, weil er diesen Tränendrücker nicht glitschiger hinbekommen hätte. Über das Cover reden wir lieber nicht – es sieht aus wie aus dem Schaukasten von diesen Tattoo-Buden, in die höchstens Betrunkene reingehen. Partykollateralschaden, man kennt das.
weitere Platten
Supercharged
VÖ: 11.10.2024
Days Go By
VÖ: 22.06.2012
Rise And Fall, Rage And Grace
VÖ: 13.06.2008
Splinter
VÖ: 01.12.2003
Conspiracy Of One
VÖ: 13.11.2000
Americana
VÖ: 17.11.1998
Ixnay On The Hombre
VÖ: 04.02.1997
Smash
VÖ: 08.04.1994
Ignition
VÖ: 16.10.1992
The Offspring
VÖ: 15.06.1989