Oh No Oh My
People Problems
Text: Oliver Schröder
“People Problems” ist sozusagen das Wunschkind, nachdem der erste Nachwuchs vor fünf Jahren ungeplant in die Welt geworfen wurde. Kaum trocken hinter den Ohren, rissen sich damals fremde Menschen um das knuddelige Balg, zerrten es ohne Vorwarnung ins Rampenlicht. Oh No Oh My standen plötzlich auf viel zu großen Bühnen, hörten ihre Songs in Filmtrailern und Fernsehshows. Dann war jahrelang Funkstille. “People Problems” soll jetzt den anfänglichen Lorbeeren in allen Belangen gerecht werden, und so klingt es auch: perfekt ausstaffiert wie ein verwöhntes Kleinkind nach der Weihnachtsbescherung. Positiv bemerkbar macht sich das Ausmaß elterlicher Zuneigung in der Produktion: Der weitestgehende Verzicht auf technische Spielereien sorgt für Transparenz und Wärme. In ein Koordinatensystem eingetragen, ginge es in Sachen Songqualität aber von der ersten Minute an abwärts in Richtung X-Achse. “You Were Right” findet noch die richtige geschmackliche Balance zwischen gebrannten Mandeln und Chili-Hotdog. Dann aber wird es süßlich und fad zugleich, was sich ungünstig auf die Konzentrationsfähigkeit des Kindes auswirkt: Die Songs zerpflücken sich allmählich selbst. Spätestens “There Will Be Bones” wirkt nur noch wie eine aus der Not heraus geborene Mini-Oper, in der Reststücke zwar zusammengebracht und verkittet, aber nicht harmonisiert wurden. So ist “People Problems” ein Lehrstück darüber, wie wichtig eine gute Prise Chaos ist, damit alles an seinen vorgesehenen Platz fallen kann.