Olafur Arnalds
...And They Have Escaped The Weight Of Darkess
Text: Patrick Agis-Garcin
Auf seinem zweiten Album schlägt das Bleichgesicht mit Hardcore-Sozialisation erneut eine Brücke zwischen Klassik, Kammermusik und Ambient. Im Mittelpunkt des Geschehens steht weiterhin das minimalistische, wortlose Zusammenspiel zwischen Arnalds behutsamen Klaviertupfern und einem seufzenden Streichquartett. Mehr denn je gesellen sich weitere Akteure hinzu, darunter ein dezentes Schlagzeug und sogar ein leichter Windhauch von Stimme. Der schlichten, stillen Schönheit dieser Stücke kann aber auch die dichtere Instrumentierung nichts anhaben. Nur selten wird Arnalds laut, vorhersehbare Ausbrüche und Crescendi vermeidet er. Übrig bleiben erhabene Elegien mit exzellenten Soundtrack-Qualitäten, die in der Hektik des Alltags seltsam weltfremd wirken und wohl gerade deshalb in ihren intensivsten Momenten pure Glückseligkeit verströmen. Im Prinzip ist das schon hemmungsloser Kitsch – es fühlt sich nur nicht danach an. Auch, weil sich Arnalds der bedrückenden Schwermut, die bislang über seinen Stücken schwebte, noch nicht gänzlich entledigt hat. Doch auf viel Schatten folgt nun ein zarter Hoffnungsschimmer, es passt schließlich ins Konzept: Inspiriert von einer Sequenz des ungarischen Films The Werckmeister Harmonies, beschreibt das Album den Verlauf einer Sonnenfinsternis – in seinen isländischen Songtiteln, aber auch mit musikalischen Mitteln. Am Ende erhellt sich das Firmament, für wenige Sekunden tun plötzlich auftauchende Bläser das Gleiche mit dem eigenen Gemüt. Ein versöhnlicher Schlusspunkt.