Olafur Arnalds
Eulogy For Evolution
Text: Sascha Krüger
Er zählt gerade mal 20 Lenze, ist normalerweise Trommler in zwei isländischen Hardcore-Bands und ein recht introvertierter Zeitgenosse, der rund zehn Instrumente sowie klassische Kompositionskunst beherrscht. Dabei gehört Olafur Arnalds im Prinzip in die Indie-Kategorie und tourte so unlängst im Vorprogramm von Cursive durch Deutschland. Schon dort begeisterte er die wartenden Rock-Jünger mit seinen todtraurig dahin schwebenden Kompositionen für Klavier und Streichquartett, und auch sein nun erscheinendes Solodebüt strahlt in einem selten gesehenen Licht. In acht unbenannten, rein instrumentalen und zudem größtenteils rhythmusfreien Stücken findet Arnalds eine introspektive Klangsprache, die über einzeln dahintröpfelnde Pianoakkorde mehr Ausdruck und Nachhall erreicht als die lauteste Rockband des Planeten. Es ist Musik, die tatsächlich eher wie gemalt als gespielt wirkt, die vor allem Gefühle und Stimmungen vermittelt und die stärker durch ihre Pausen und Auslassungen lebt als über die tatsächlich intonierten Töne. Es ist, obschon nicht für einen Film geschrieben, perfekte Filmmusik – und für neblige, grau verhangene Herbsttage, bei denen der Tag geht, ohne jemals richtig da gewesen zu sein. Und auch wenn in der Einleitung das unmodische Wort Klassik fiel, sollte diese Platte jeden etwas progressiveren Rockmusikhörer begeistern können, der keine Scheu vor neuen Grenzerfahrungen hat und zum Beispiel Yann Tiersens brillanten “Amélie”-Soundtrack oder den kürzlich hochgekochten Sebastien Tellier zu schätzen weiß.
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