Und zwar denen, die ihn für den “Blödel”-Olli halten, den nerdigen Sidekick von Joko und Klaas, der am roten Teppich in der Rolle des abgehalftert-zynischen Alkoholiker-Journalisten auftritt, Songs vom “Rangeln” singt oder der sich in der Talkshow “Roche und Böhmermann” über die Böhsen Onkelz in Rage redet (Motto: endlich sagt es mal einer). Dabei wurde Olli Schulz schon seit Beginn seiner Musikerkarriere in diesem Spannungsfeld wahrgenommen. Auf der einen Seite als derjenige, der um keine lustige oder krasse Story verlegen war, der bei seinen Soloauftritten das Verhältnis zwischen Spoken-Word und Musik zugunsten des Sprachanteils kippte und damit viele Besucher eher mit Punchlines (“Mars Volta, Snickers hat er gekriegt”) im Kopf zur anschließenden Party schickte, als mit den Melodien seiner Lieder. Auf der anderen Seite als ein zurückhaltender und melancholischer Beobachter, der Songs wie “Der Moment”, “Dann schlägt dein Herz” oder “Rückspiegel” schreibt und aufführt. Durch den TV-Ruhm sind mittlerweile nur die Verhältnisse etwas aus den Fugen geraten. Aber “Feelings aus der Asche” ist nicht Schulz’ “Marshall Mathers”-Album, sondern einfach eine Olli-Schulz-Platte. Lediglich “Passt schon!” reflektiert seine neue Medienpräsenz, ansonsten erzählt er auf “Feelings aus der Asche” kleine Geschichten aus dem Leben und arrangiert diese musikalisch vielfältig und sorgfältig. Kein potenzieller Single-Hit weit und breit, dafür von vorne bis hinten ein reifes und kurzweiliges Gesamtwerk.
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