Wie bei jedem Berg kann man sich dem Gipfel von vielen Seiten nähern. Sänger Phil Williams wählt die leichte Tour und nimmt den Bus. Es ist genau derselbe, mit dem auch Boysetsfire regelmäßig ins Emo-Hochgebirge hinausfuhren. Die Wege rauf zu den Hooks mögen anders sein, am Ende ist der Ausblick für alle gleich: handzahme Punkrefrains, die in sicheren Gefilden bleiben und nie erfahren werden, wie die dünne Luft weiter oben schmeckt. Gingen die durchweg vordergründigen Bubblegum-Vocals stattdessen konform mit dem waghalsigen Instrumentarium auf “Emergencies”, wären Olympia aus Washington DC eine sehr viel interessantere Band. Ihre Anleihen am Mathcore begnügen sich zu oft mit Volkshochschul-Niveau, dabei könnten sie wirklich hoch hinaus. Wo andere Cargo-Bands wie Lower Forty-Eight es scheppernd, schmerzhaft und kunstverliebt mögen, ziehen Olympia die Handbremse und halten Picknick im Grünen. Das alles macht “Emergencies” zu einem Ausflug ohne Dringlichkeiten, zu einem Emotrip ohne Abenteuerlust und Grenzerfahrung. Am Ende bleibt daher nicht mehr als eine sachte Indiecharts-Verträglicheit, die abwechselnd vorhersehbar, belanglos oder penetrant anbiedernd ist. Man soll ja nicht, aber irgendwie wünscht man Olympia ein paar kathartische Katastrophen an den Hals.