Dass Jens Rachut nicht wirklich darauf erpicht ist, mit seiner Musik großartige kommerzielle Erfolge zu feiern, ist keine ganz neue Erkenntnis. Warum sonst würde er in Bands mit Namen wie Angeschissen, Dackelblut oder jetzt Oma Hans spielen, warum sonst gäbe es die Aufnahmen seiner Bands in der Regel nur auf Vinyl? Insofern darf man wohl davon ausgehen, dass der Text des ersten Songs “0832” nicht unbedingt ironisch gebrochen ist: “Wenn’s bekannt wird, hau ich ab, denn fast alles, was berühmt wird, ist so öde.” Das mag elitär erscheinen, so lange dabei aber Alben wie “Trapperfieber” entstehen, kann einem das egal sein. Denn wie schon Rachuts frühere Bands sind auch Oma Hans wieder ein Fels in der Brandung des übel beleumundeten Genres Deutschpunk – wenn man sie denn derart undankbar einordnen will. Musikalisch wird hier einigermaßen nahtlos an das Dackelblut-Erbe angeknüpft, für die ja wiederum Leatherface kein ganz unerheblicher Einfluss waren. Textlich geht’s oftmals wieder leicht kryptisch zu (“Die Tse Tse Fliegen”, “Der Pendler”), manchmal auch völlig abwegig (“Arche Oma Hans”), manchmal aber auch überraschend geradeaus, wie etwa bei “In der Ukraine”, das aber dennoch nicht zum platten Tschernobyl-Betroffenheitssong gerät. Dafür sorgt nicht zuletzt der Damenchor, der daneben auch bei “Dieter” zum Einsatz kommt und dort ein fröhliches “Tote brauchen keine Blumen” trällert.
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Peggy
VÖ: 10.01.2005