Omar Rodríguez-López
Is It The Clouds?
Manch einer wird Ende 2023 ein kleines Vermögen investiert haben, um Rodríguez-López’ komplette Solo-Veröffentlichungen der vergangenen 20 Jahre auf einen Schlag in seiner Plattensammlung zu haben. Das sind bekanntlich einige: Für 1.500 Euro vereint das “Amor De Frances”-Vinyl-Boxset alle 57 Solowerke (die auch einzeln erscheinen), darunter die beiden neuen Alben, um die es hier gehen soll. Das sind 541 Stücke, mit denen man sich 35 Stunden, 57 Minuten und 28 Sekunden lang beschäftigen kann. Insgesamt umfasst das Boxset 60 LPs, weil die 2020 veröffentlichten “The Clouds Hill Tapes Pt. 1-3” ebenfalls beiliegen.
Diese sind musikalisch ein guter Verweis auf den Sound des neuen Soloalbums: Zumindest der überragende Opener und Titelsong von “Is It The Clouds?” klingt ähnlich funkelnd und geheimnisvoll. Er ist zugleich der Ausgangspunkt einer Platte, auf der Rodríguez-López den Tod seiner Mutter verarbeitet. Diese verstarb vor sechs Jahren und ließ auf das überaus produktive Jahr 2017, in dem Rodríguez-López zehn Soloalben veröffentlichte, eine Aufnahmepause folgen. An ersten Songs für “Is It The Clouds?” schrieb der Mars Volta– und At The Drive-In-Gitarrist im Jahr darauf trotzdem.
So singt er im melancholisch schlendernden Opener mit belegter Stimme: “We’ve been dealing with loss/ Never quite knowing why/ Is it the things that we can’t know/ That keep damaging our minds”. “Once A Broken Human” wirkt geradezu verzweifelt, die zentralen Zeilen wiederholen sich im finalen, etwa einminütigen “Broken (Reprise)”: “In the middle of the south they dug a hole/ To fill with all the silent moments that we lost”. Doch das Album klingt keineswegs wie ein Trauerwerk: “Your Own Worst Enemy” ist ein sanfter, Pop-verliebter Folksong und “Gently Tamed” glänzt mit einer wunderbar lebensfrohen Melodie.
Hörbare Freude versprüht auch “Live At Clouds Hill”. Die acht Songs hat López 2018 während seines Auftritts beim Clouds Hill Festival in den Hamburger Studios aufgenommen. Der Mitschnitt versprüht heimelige Atmosphäre, in der die Songs neu aufblühen. Gemeinsam mit Schlagzeuger Audrey Paris Johnson, Leo Genovese an den Tasten und seinem Bruder Marcel am Bass lebt sich der Multi-Instrumentalist etwa im funky “Bitter Tears” an der Gitarre aus, während Sängerin Virginia Garcia Alves für einen vernebelten Soul-Vibe sorgt. Der Song stammt ebenso wie das krautrockig-eingängige “Fishtank” vom Album (2017), dessen Titelstück auch Teil des kurzweiligen Sets ist.
Das steckt drin: Bosnian Rainbows, Mazzy Star, Television
weitere Platten
Live At Clouds Hill
VÖ: 19.01.2024
The Clouds Hill Tapes Part I, II & III
VÖ: 24.07.2020
Doom Patrol
VÖ: 14.07.2017
Birth Of A Ghost
VÖ: 05.05.2017
Solid State Mercenaries
VÖ: 21.04.2017
Killing Tingled Lifting Retreats
VÖ: 07.04.2017
Gorilla Preacher Cartel
VÖ: 24.03.2017
Azul, Mis Dientes
VÖ: 10.03.2017
Ensayo De Un Desaparecido
VÖ: 24.02.2017
Chocolate Tumor Hormone Parade
VÖ: 10.02.2017
Zen Thrills
VÖ: 27.01.2017
Roman Lips
VÖ: 13.01.2017