Omar Rodríguez-López
Omar Rodriguez-Lopez & Jeremy Michael Ward
Text: Dennis Plauk
“Omar Rodriguez-Lopez & Lydia Lunch”
Was eine Frau tun muss, um bei Omar Rodriguez zu landen? Zum Beispiel Sätze sagen wie: “Ich bin nihilistisch, feindselig, gewalttätig, ekelhaft – und trotzdem noch nicht ausgelöscht.” Gestatten, Lydia Lunch! Zarte 49 Jahre jung, ein halbes Leben wohnhaft in Hippiekommunen, Schauspielerin, Schriftstellerin, Spoken-Word-Akrobatin und: seit geraumer Zeit hoch in der Gunst des kleinen Mannes mit den großen Haaren. Vergangenen Oktober lud er die New Yorkerin schließlich zu einer gemeinsamen EP ein. “Omar Rodriguez-Lopez & Lydia Lunch” speist sich im Wesentlichen aus einem endlosen, in fünf Tracks unterteilten Latinrock-Freejazz-Jam, über dem Lunch in gedämpfter Hysterie eine Tirade anstimmt auf die törichte Gottgläubigkeit der Menschen im Allgemeinen und der Amerikaner im Speziellen. Im Grunde reizend – nur nicht 25 Minuten am Stück.
5/12
“The Apocalypse Inside Of An Orange”
Dann schon lieber doppelt so lange der “Apocalypse Inside Of An Orange” lauschen. Diese Errungenschaft des “Omar Rodriguez Lopez Quintet” entstand – so wie die erste und diverse andere Platten unter diversen anderen Bezeichnungen – in jenem produktiven Winter 2007/2008 in Omars zeitweiliger Wahlheimat Amsterdam. Wer das letzte Mars Volta-Album “The Bedlam In Goliath” kennt und sich vorstellt, die darauf enthaltenen Instrumentalparts würden aneinandergereiht und dann per virtuoser Improvisation auf LP-Länge gestreckt, hat “Apocalypse” schon so gut wie gehört. Die Ähnlichkeit kommt nicht von ungefähr: Mit Juan Alderete (Bass), Adrián Terrazas-González (Bläser) und seinem Bruder Marcel (hier: Drums) hat Omar die halbe Mars-Volta-Besetzung ins Boot geholt, zudem den Beastie Boys-Buddy Money Mark als Keyboarder. Ein Album für Menschen, die an The Mars Volta nichts außer Cedric Bixlers Stimme stört.
8/12
“Calibration”
Die wiederum bereichert zwei Tracks auf “Calibration”, Omars mehr oder weniger fünftem Soloalbum, auf dem – wenn auch nicht immer gleichzeitig – nun wirklich alle Mars-Volta-Aktiven unterkommen, einschließlich John Frusciante, hauptberuflich bei den Red Hot Chili Peppers. Auch wenn Artwork und Ankündigung auf eine Elektro-lastigere Platte schließen ließen – tiefer als auf “Calibration” hat Rodriguez sich seit Jahren, seit De Facto nicht mehr hineingewagt in Techno, Dub und Acid Jazz. Herausgekommen ist ein Album, das – obgleich es personell aufs Rotationsprinzip baut – homogen wirkt und keine Berührungsangst zeigt mit der Kunstform Song. Kurzum: minimale Störgeräusche, maximale Bemühung um Struktur. Für Omars Ohren, versteht sich.
7/12
“Omar Rodriguez-Lopez & Jeremy Michael Ward”
Apropos De Facto, apropos Dub, apropos Störgeräusche: “Omar Rodriguez-Lopez & Jeremy Michael Ward” ist voll davon. So voll, dass kein Platz für irgendetwas anderes bleibt als – Störgeräusche. Störgeräusche. Lärmende, nervende, nicht enden wollende Störgeräusche, die fünfmal störender sind, als das Wort Störgeräusche fünfmal in einem Absatz zu lesen. Da hilft es auch nichts mehr, dass die Aufnahmen sieben Jahre alt sind, offenbar nie mehr sein sollten als Funktionstests für Soundeffekte und Omar mit der Veröffentlichung seinem verstorbenen Brother-in-dub Jeremy Ward ein Denkmal über De Facto hinaus setzen wollte. Das hier ist und bleibt: ungenießbar.
1/12
weitere Platten
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