Man will sich Zynismus, auch liebevoll gemeinten, bei diesen beiden bezaubernden Feen ja sparen.
Aber: Vielleicht hätte Maria Taylor, die eine Hälfte von Azure Ray, sich besser der anderen Hälfte
von Azure Ray, Orenda Fink, anschließen sollen. Dann hätten wir jetzt eine neue, voraussichtlich
sehr vorzügliche Azure Ray-Platte mehr und zwei Solodebüts weniger. Stattdessen folgt dem eher
unspektakulären Alleingang Taylors, “11:11”, drei Monate später der von Orenda Fink. Weniger
zuckrig, kaum elektronisch ist “Invisible Ones” im direkten Vergleich ausgefallen, vielmehr düster
und auf archaische Weise verspielt. Im Kern bleibt das Album Pop (kleinster gemeinsamer Nenner mit
“11:11”), bricht aber immer wieder mit den Schemata, die man dahinter vermutet: “Bloodline” löst
sich aus der verträumten, einnehmend elegischen Grundstimmung – twangy Gitarren und Wuchtbass gegen
die Melancholie –, “No Evolution” pocht mit viel Holz dem doch nicht völlig triumphalen Höhepunkt
entgegen, und “Dirty South” klingt circa so, wie’s heißt. Ein wenig ratlos hinterlassen einen nur
die Enya-Momente, “Blind Asylum” und “Miracle Worker”, mit “Sail Away”-Synthies und
Plinker-plinker-Pizzicato. Wahrscheinlich muss das aber so sein. Diesen Ethno-Strich haben. Weil
“Invisible Ones” Kulturen porträtieren soll, die weit außerhalb der Stadtgrenze Omahas zu Hause
sind. Und: damit man sich noch etwas mehr auf die nächste Azure Ray freut.