Original Silence
The First Original Silence
Text: Carsten Schumacher
Nehmen wir mal an, John Zorn wäre der Leibhaftige. In dem Fall könnte man sich Jim O’Rourke hervorragend als Besessenen vorstellen, der seinen alten Freund Thurston Moore immer wieder dazu anstiftet, seine Seele der Unhörbarkeit zu Füßen zu legen. Man muss jedenfalls ein musikalisch gefestigter Mensch sein, um auszuhalten, was sich die beiden hier mit Mats Gustafsson und anderen Musikern von The Thing und The Ex ausgedacht haben. Zwei Tracks sind es nur, der erste geht über eine Viertelstunde, der zweite über eine Dreiviertelstunde. Rock, Noise, Freejazz, Chaos – insgesamt rund eine Stunde ist man Zeuge einer live eingespielten, improvisierten Verwüstung auf eben dem Feld, dass Satan Zorn seit Jahrzehnten erfolgreich als Homebase bespielt. Wer sich als Die-Hard-Sonic-Youth-Fan daran orientiert, was die Band zwischen 1997 und 2002 auf ihrem eigenen Label an Experimenten veröffentlichte, ist ebenfalls auf dem richtigen Weg. O’Rourke schreddert den Synthesizer, Moores Gitarre koppelt, was das Zeug hält, die Drums poltern, und das Saxophon scheint wie von Furien getrieben um sich zu beißen. Aufgenommen wurde das Fanal der Verwüstung auf der Italientour im September 2005 und soll der Anfang einer ganzen Serie sein. Bei aller Liebe zu extremen Ausprägungen von Musik muss man sich allerdings eingestehen, dass weite Passagen dieser Aufnahmen eher einer Mutprobe ähneln, als den bereits in den 60er und 70er Jahren ausgelebten Orgien Nennenswertes hinzuzufügen. Sechs alte Männer umfloren Avantgarde mit Nostalgie und vergessen dabei, dass ein derartiger Sound allein, jedenfalls so sorglos improvisiert wie hier, heute überhaupt keine Sprengkraft mehr besitzt.
weitere Platten
The Second Original Silence
VÖ: 20.02.2009