Wobei das alles relativ ist. “Stranger Today” wurde zwar größtenteils nachts eingespielt, noch dazu in einem heruntergekommenen Haus mit einer herumstreunenden Katze, aber so richtig düster oder bissig ist das Album nicht geworden. Mit “I Really Like It” ist sogar eine Hymne an Nathans neue feste Freundin mit von der Partie, und auch der Rest der LP hat diese Alternative-Rock-Moshpit-Momente, zu denen man gar nicht anders kann, als zu schütteln, was an Haaren gerade da ist. Our-Girl-Songs verbinden dabei in der Regel melodiösen Indierock mit übersteuerten Fuzz-Gitarren, Nathans legerer Stimme und gelegentlichen Wutausbrüchen, die klingen wie der Versuch einer Metalband, die Pixies zu covern. In “Josephine” und “Level” ist der Übergang vom zarten Beginn zum harten Gitarren-Freak-Out besonders prägnant, und man kann dem britischen Trio den Spaß an der Sache auch im Studio deutlich anhören. Federführend bei der ganzen Indierock-Glückseligkeit ist Ex-Coral Bill Ryder-Jones, der die Produktion überwacht und in den entscheidenden Momenten selbst zur E-Gitarre gegriffen hat. Ein bisschen Lebensmüdigkeit durchweht das Debüt der Band aus Brighton auch hin und wieder, dann entstehen Zeilen wie I get scared of all the people Ive met in my head. Alles halb so wild. Wenn die letzten Töne des sechsminütigen “Boring” verstrichen sind, hat sich herumgesprochen, dass Our Girl eigentlich nur spielen wollen. Laut und wild und ungestüm, sicher, aber ohne dass am Ende jemand weinen muss.
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The Good Kind
VÖ: 08.11.2024