Overkill
Scorched
Text: Martin Iordanidis | Erschienen in: VISIONS Nr. 361
Der Purismus von Overkill bleibt unerreicht. Album um Album liefern die fleißigsten Malocher des Thrash bewährte Hausrezepte an den Markt, für die Feinschmecker regelmäßig ans andere Ende der Stadt fahren – auf “Scorched” zum 20. Mal. Die Zutaten stimmen: “Goin Home” zeigt, dass man mit melodisch garniertem Speed Metal nach wie vor Nackenhaare kämmen kann. Das Feld zwischen Iron Maiden, Motörhead und dem US-East-Coast-Punk will von irgendwem bestellt werden.
“Twist Of The Wick” und “Harder Thy Fall” bringen alles mit, was Overkill als geistige Erben von Lemmy legitimiert: räudig schnell gespielte Rock’n’Roll-Riffs, die mit dem passenden Crunch-Sound und D.D. Vernis legendärem Bass-Geschepper jedem Bastard aus Metal und Punk eine zeitgemäße Heimat geben. Dave Linsk und Derek Tailer bilden seit Jahren eines der kreativsten Gitarrenduos im höheren Bpm-Bereich und beweisen in “Bag O’ Bones”, dass es durchaus wirksame Trostpflaster dagegen gibt, dass man Dimebag Darell nur noch als Ikone bewundern kann. “Scorched” klingt wieder etwas rauer als der effektbeladene Vorgänger “The Wings Of War” und pendelt zurück in Richtung “The Grinding Wheel“. Overkill sengen nach wie vor Haare an, auch wenn die zehn Songs nicht an Großtaten wie “Horrorscope” und “Ironbound” heranreichen, mit denen die Band etwa einmal pro Jahrzehnt richtigen Flurschaden hinterlässt.
Das steckt drin: Accept, Annihilator, Heathen