Manche Menschen laufen dreimal um den Block. Andere plündern den Kühlschrank bis zum Letzten. Wenn hingegen David Pajo nicht schlafen kann, klappt er seinen Laptop auf, stöpselt ein billiges Mikro und ein paar Instrumente ein und spielt ein wenig drauflos. Am nächsten Morgen hört er sich dann noch mal an, was die dösige Session der vergangenen Nacht so wert war und klickt bei Gefallen einmal wild durch sein Musikprogramm. Keines der neuesten Generation, sondern eines, das beim Kauf seines Laptops mit dabei war, erfährt man. Mehr LoFi geht kaum. Und gerade, weil Pajo seine Klänge nicht durch Millionen Effektgeräte entmenschlicht oder ihnen durch Overdubs die Spontaneität entzogen hat, entsteht eine persönliche Atmosphäre, die im Studio nie zu reproduzieren gewesen wäre. Als ob man nächtens durch die Gassen stromert und heimlich am einzigen beleuchteten Fenster lauscht, hinter dem ein einsamer Kerl seine Kreise zieht. Vielleicht brauchte dieser David Pajo auch einfach mal wieder seine Ruhe vor seinen zahlreichen Ex-, Immer-noch- oder Weiß-keiner-so-genau-Projekten wie Slint, Tortoise, M, Aerial M oder Papa M. Und seine Lektion in Sachen kurzlebigen Ruhms hat er durch sein Engagement bei Zwan auch gelernt. “Pajo” ist so etwas wie der Gegenentwurf zu deren überambitioniertem “Mary Star Of The Sea”: ein wenig farblos und monoton zwar, aber trotz seiner teilweise bedrohlichen Texte absolut beruhigend. Wie etwas, das man nach dem Zähneputzen schnell noch ausgräbt, um zehn Minuten lang Kopf und Wohnung zu lüften. Um anschließend selig wegzuschlummern.