Über die gegenwärtige Hype-Dichte aus Großbritannien können Zeitzeugen der launigen 90er Jahre nur müde lächeln. Die letzten UK-Newcomer, die es vor den Palma Violets noch vor der Veröffentlichung ihres Debüts auf das NME-Cover geschafft haben, waren The Vaccines. Gut zwei Jahre ist das schon her. Dazwischen viel Retromania, wenig großmäulige Jugend. Da kommen Palma Violets gerade recht, und schon die Debütsingle “Best Of Friends” besaß alles, was erste Würfe bieten müssen: Rotz und Drama, Melodie und Chuzpe. Man fühlt sich angenehm an die unschuldigen Jahre erinnert, als Pete Doherty und Carl Barât als Freundschaftsguerillas durch London vagabundierten. Schlau, dass Palma Violets ihre Verehrung der Libertines nicht geheim halten, dafür sind die Parallelen zu offensichtlich. Zum Beispiel die Gesangsdoppelspitze Sam Fryer und Chilli Jesson, die bei Songs wie “Last Of The Summer Wine” dieses Buddy-Gefühl entstehen lässt, das auch die besten Libertines-Songs auszeichnet. Trotzdem ist 180 kein Plagiat. Die Palma Violets haben sich genug eigene Dinge einfallen lassen. Bemerkenswert sind vor allem die Momente, in denen sie die Straßentauglichkeit von The Clash mit den betrunkenen Kampfansagen der Pogues und afrikanischer Polyrhythmik verbinden – das Finale von “Step Up For The Cool Cats” ist hier das beste Beispiel. Dazu gibt es im Refrain von “I Found Love” 60s-Pop wie aus dem Beat-Club, immer wieder kurze Abstecher in dunklen 60s-Psychedelic-Blues und am Ende mit “14” eine Hymne, mit der die Band ihre Konzerte beendet: die kleinen im Club vor einem halben Jahr, jetzt die ausverkauften in großen Hallen, im Sommer dann die Festivalgigs zum Sonnenuntergang.
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Danger In The Club
VÖ: 01.05.2015