Die Früchte dieses therapeutischen Ansatzes trägt das zwanzigteilige dritte Soloalbum der Sängerin, Pianistin und Aktivistin. Unterteilt ist es in zehn Songs, meist begleitet von Klavier oder Ukulele, und zehn instrumentale Interludes, deren Namen den jeweils folgenden Song anteasern. So enthält der Opener “All The Things” Melodiefragmente aus späteren Songs und leitet mit dieser Klangcollage zart flirrend das folgende “The Ride” ein. Das eröffnet Palmer mit perlenden Klaviertönen in Moll, um mit der Frage But isnt it nice when were all afraid at the same time? die Tonart zu wechseln und dem allgemeinen Empfinden der Überforderung – ganz behutsam – ein positives Gemeinschaftsgefühl entgegenzusetzen. Im Song “Judy Blume” erinnert sich die junge, verletzliche Palmer daran, wie die Jugendbücher der Autorin ihr durch die Schulzeit halfen. Das kämpferische “Machete” verweist dann direkt auf das von Nick Cave gelobte Albumcover, auf dem Palmer nackt, in kämpferischer Pose und mit in die Luft gerecktem Schwert zu sehen ist. Egal, ob Palmer in “A Mothers Confession” mit zitternder Stimme als zweifelnde Mutter über ihren Sohn singt oder davon, für ihre Freundin in “Voicemail For Jill” nach einer Abtreibung eine Abortion-Shower mit viel Zeit zum Reden und Wein zu veranstalten: Die ungefilterte Nähe, die die Songs ausstrahlen, ist nie unangenehm, sondern wird für beide Seiten heilsam durch ein intuitives Gespür dafür, die Dinge deutlich, aber mit viel Empathie beim Namen zu nennen.
weitere Platten
I Can Spin A Rainbow
VÖ: 05.05.2017
You Got Me Singing
VÖ: 15.07.2016
Theatre Is Evil
VÖ: 14.09.2012
Who Killed Amanda Palmer
VÖ: 26.09.2008