Wer einfach nur den Isis-Sound mit der Deftones-Stimme erwartet hat, wird von dem seit 2011 entstandenen Palms-Debüt überrascht – aber eben auf durchweg positive Art und Weise. Bassist Jeff Caxide hat völlig Recht, wenn er “Palms” als die poppigste Arbeit der Musiker bisher bezeichnet, und auch Morenos Gesang ist von einer ungekannten Zärtlichkeit. Vor allem bleiben beide Parteien erkennbar, ohne sich zu stark zu wiederholen: Der Platte geht die trippige Note von Team Sleep genauso ab wie die theatralische Schwere von Crosses (). Auch die Härte der Deftones sucht man vergebens. Eher markiert “Palms” eine Fortsetzung der späten Isis, nur ohne deren Dynamik und Metal-Eruptionen. Stattdessen formen die Musiker einen offenen, hymnischen, optimistischen Postrock-Sound, der als weite Fläche funktioniert, die ihre abwechslungsreiche Tiefe erst langsam offenbart – und einen wie im Opener “Future Warrior” auch mal kurz auf die falsche Fährte führt. Der Song klingt mit seinem konstanten Keyboard-Akkord die ersten 20 Sekunden lang wie der Soundtrack zu einem End-80er-Jahre Actionfilm mit Tom Cruise. Dann aber folgt eine vierminütige Postrock-Meditation, die langsam an Textur gewinnt und im Gleichgewicht mit Morenos Gesang steht. Und dann noch mal dreieinhalb, in denen Moreno ein bisschen die Stimme hebt und die Gitarren ein bisschen laut werden, ohne dass man deswegen sofort von Metal reden müsste. Oft paart sich eine leicht bedrohliche Grundstimmung mit Ausflügen zu den Sternen: There is a hole in space/ Where demons wait, singt Moreno ahnungsvoll im großartigen “Patagonia” und treibt dabei zu Postrock-Gitarren langsam hinaus ins All, in ein weites Rauschen und schließlich hinein in ätherische Keyboard-Sounds. Im Zehn-Minuten-Epos “Mission Sunset” flankiert dann elektronisches Knistern die Gitarren, in der Mitte nimmt sich der Song Zeit für ein langes, progressives Ruhe-Plateau. “Shortwave Radio” dagegen startet als verhallter, Effekt-umnebelter Postrocker, offenbart aber bald Morenos Verbundenheit zum 90er-Jahre-Alternative-Rock, die in allen Songs unter der Oberfläche schwelt und sich hier am deutlichsten in aufbrausenden Gitarren und kurzen Schreien Bahn bricht. Danach kehrt das Album zu dem kontemplativen Gleichmut zurück, der alle Songs überspannt. Moreno dabei in einem grundpositiven Stück wie “Tropics” zu hören, ist zwar beinahe verwirrend. Aber eben auch eine willkommene Abwechslung zu seinen anderen Bands.