Pan American
Cloud Room, Glass Room
Text: Carsten Sandkämper
Um im Bild zu bleiben: Diese Musik ist aus Glas und Marmor gebaut. Verschwenderisch leere Räume mit spärlicher Möblierung. Ein Klatschen wird zum Wellenbrecher, eine Zimbel zum Gong. Irgendwo am Ende der zwölf Meter hohen Lobby sitzt eine kalkweiße Empfangsdame und feilt ihre Fingernägel. Das können wir natürlich nicht sehen – dafür ist sie zu weit entfernt –, aber wir hören das gleichmäßige, von den Wänden hin und her geworfene Schleifen, das sich fast zu weißem Rauschen verstärkt. Jenseits der Fensterfront schweift der Blick über kilometerweite Industrieanlagen, deren Schlote im Sonnenlicht flimmern. Der Schlüssel zu “Cloud Room, Glass Room” ist seltsamerweise die Percussion. Das, was Pan American heute davor bewahrt, ein lebloses Stück ambienter Selbstreferenz und -gefälligkeit zu werden, sind fein gewobene Rhythmusteppiche, mal simpel, mal polyrhythmisch zickig, die der Drone-Dimension dieser weit ausholenden Collagen neue Aspekte hinzufügen. Zwischen den beiden Ebenen Soundscapes und Rhythmus zieht Nelsons früherer Labradford-Mitmusiker Bobby Donne eine Zwischendecke aus knorrigen Dub-Bässen ein. Natürlich wäre es übertrieben, diese Platte als Meilenstein der Avantgarde hoch zu loben, nur weil die Welt an Protagonisten des Genres ärmer geworden ist. Trotzdem ist jeder Hördurchgang, jede Fahrt durch Nelsons neue Stadt immer noch wesentlich mehr wert als eine Stunde Langeweile.
Ambient
Electronica
Für Fans von:
Biosphere
“Cirque”
Tim Hecker
“Haunt Me”