Stattdessen bedeuten solche Einflüsse für Noah Lennox, dass er etwas mehr Gitarre spielt und etwas weniger Samples in seiner Musik verflickt; die Gitarre wird aber vorsichtshalber so weit verfremdet und mit Delay-Effekten aufgeladen, dass man sie nur noch im Titelstück seines dritten Soloalbums wirklich als solche erkennen kann. Ansonsten vollzieht “Tomboy” für ihn, was die letzte Animal-Collective-Platte für seine Band vollzogen hatte: Es macht diese wässrige, ausgebleichte elektronische Musik zugänglich und dreht sich solange mit ihr im Kreis, bis man schließlich einsieht, dass sie eigentlich totaler Pop ist. Songtitel wie “Surfers Hymn” und “Benfica”, die Auskunft darüber geben, womit sich Lennox in seiner Wahlheimat Lissabon die Zeit vertreibt, passen aber nur scheinbar ins Konzept. “Tomboy” ist wesentlich düsterer als es klingt, blickt auf ein schweres Jahr zurück und geht nicht zufällig mit einer Zeile los, die man wahlweise als “Know you can count on me” oder “No, you cant count on me” hören kann. Was die Platte wirklich in 60s-Poptraditionen verankert, sind Lennox gedoppelte, verhallte Schönheitsschlaufen, seine Vocals, die auch auf “Tomboy” wieder klingen, als würde man eine Beach-Boys-Platte durch einen sehr dicken Glasflaschenboden hindurch hören. Daraus ergibt sich ein Widerspruch zwischen Vorwärtsdenken und Nostalgie, der die Musik von Animal Collective und allen verwandten Projekten seit jeher kennzeichnet. Er gehört untrennbar zu dieser Naturburschen-Psychedelik, die auf den leistungsfähigsten Maschinen der Musikgegenwart entsteht.
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