Die Revolution muss tanzbar sein. Bei Panteón Rococó machen elf Mexikaner mit Wurzeln in der Zapatisten-Bewegung mächtig Laune auf Bewegung, ohne dabei in blindes Gehoppel zu verfallen oder vor lauter politischem Feuer die Kunst zu vergessen. Songwriter Flavio Cianciarulo und sein Ensemble sind Musiker mit einem Sinn für Balance und sorgfältige Arrangements, in denen Leidenschaft tobt, ohne die Form zu sprengen. Ihre belebenden Stücke zwischen Latin, Ska und einem Hauch von (Punk-)Rock sind nie überladen, lassen Raum zum Atmen und stellen mit ihrem authentischen Charisma all die kleinen europäischen Skabands beiläufig in den Schatten. Die rhythmisch-perkussive Spielfreude in den Latin-betonten Nummern steckt an, das perlende Spiel der Congas und Bongos ist ebenso präzise wie ausgelassen. “Globalizado” zitiert augenzwinkernd globale Rockstandards und reiht eine Peppers-artige Groove-Gitarre, eine fiepende Synthie-Melodie und ein Metal-Solo aneinander. Sympathisch und vital. Wo Panteon Rococo die hyperaktive Hüpfparty losmachen, rücken sich die acht Sizilianer von Roy Paci & Aretuska lieber mit ironischer Mafia-Eleganz die Krawatte gerade. Der Studiomusiker, Vollprofi und Manu Chao-Partner Paci hat hier mit jungen Musikern eine auf den Punkt gespielte Mischung aus gemäßigtem Ska und jazzigem, chanson-artigem Sound zwischen Bar und Sandalenfilm eingespielt. Versetzt wird das Ganze mit einem Hauch Soul, Raggae und einer präsenten weiblichen Gaststimme. Cool an die Hauswand der italienischen Gasse gelehnt, schüttelt man auch noch die Jazznummer “Moanin” von Art Blakey aus dem Ärmel. So leicht und präzise klingen nur Könner. Va bene.