Nach dem opulenten zweiten Album “Companeros Musicales” bringt Übersee Records nun – mit der marktüblichen einjährigen Verspätung – Panteón Rococós nächste Großtat nach Europa: “Tres Veces Tres”, ein Album so schillernd wie ein dicker Tropfen Öl, der sich in der Wasserpfütze ausbreitet. Seit ihrem letzten Lebenszeichen, das uns vor gut zwei Jahren erreichte, sind die Mexikaner numerisch geschrumpft, von elf Bandmitgliedern plus Zuarbeiter zu neun Festangestellten plus Teilzeitkräften. Insgesamt 23 musikalische Gäste verdichten mit Trompete, Akkordeon, Bongo, Hammond-Orgel, Vibrafon oder ihren Stimmen “Tres Veces Tres” zu einem in Instrumentierung und Stimmung mannigfaltigen Hörerlebnis. Mit Punk hat das herzlich wenig zu tun, mit Ska schon mehr. Panteón Rococó schlagen eine Brücke nach der anderen – von bläserschwangerem Latin zum erhabenen Chanson zum wohl getimten Jazz zum von Percussions angefeuerten Im-weiteren-Sinne-Rock. So fassen die üppig ausgeschmückten Gefühlswallungen irgendwo zwischen der fiebrigen Entrücktheit Calexicos und der rastlosen Aufwiegelung von Los Calzones Fuß – wobei Pantéon Rococó die Genannten daheim in Popularität und Umsatz längst hinter sich gelassen haben. Und ja, eine politische Botschaft haben die neun auch. Zehn Jahre nach Gründung in einem fiesen Viertel von Mexico City haben die Anhänger der Nationalen Zapatistischen Befreiungsarmee eine Menge zu sagen. Das tun sie – abgesehen von englischen Interviews – auf spanisch, auch wenn Songtitel wie “Reality Shock” oder “Freedomland” anderes vermuten lassen. Man muss indes nicht des Spanischen mächtig sein, um zu hören und zu fühlen: Das hier ist echt.