Wo die “Piano Sessions” ihr Instrument im Titel tragen, besteht “A Broke Moon Rises” aus “Musik für vier akustische Gitarren”. Eigentlich war die Ausgrenzung der drei Klavierstücke auf eine eigene EP gar nicht vorgesehen, beim Abspielen wird der Grund für die Entscheidung aber selbst Laien der Musiktheorie klar: Die ohrenscheinliche Schlichtheit trügt, da Pajo permanent das Fortepedal am Klavier gedrückt hält. So hallt auch der leiseste Ton nach – fast ein eigenes Element im Klangbild. Zudem durchweht die “Piano Sessions” neben der leichten Melancholie ein Hauch Improvisation, während die fünf Instrumentals auf “A Broke Moon Rises” wie strenge Kompositionen wirken. Diesen Eindruck verstärkt nicht zuletzt die zwölfsaitige Interpretation des Arvo-Pärt-Klassikers “Spiegel im Spiegel”, ursprünglich geschrieben fürs Klavier in Pärts “Tintinnabuli”-Stil, der bei außergewöhnlich langen Tonintervallen zwei Stimmen ineinander arpeggiert. Unnötig zu erwähnen, dass Pajo sein Handwerk versteht und sowohl die EP als auch das Album ad hoc in Beschlag nehmen – sei es mit dem einfachen Dreivierteltakt “Walt’s” oder dem etwas höheren Tempo plus Percussion in “A Lighthouse Reverie” und “Shimmer”, die man sich auch gut als elektrisch verstärktes Post-Irgendwas vorstellen kann. Nach seinem hervorragenden, stilistisch aber etwas unschlüssigen Comeback “Highway Songs” (2016) führt Pajos Weg aus der Depression hinaus über acht Abschnitte, deren Geheimnis in den Ritzen zwischen dem harmonisch gelegten Pflaster liegt.
weitere Platten
Ballads Of Harry Houdini
VÖ: 22.11.2024
The Piano Sessions (EP)
VÖ: 17.05.2018
Highway Songs
VÖ: 11.11.2016