Papa M
Ballads Of Harry Houdini
Text: Daniel Thomas | Erschienen in: VISIONS Nr. 381

Lange stand es nicht gut um Pajo, der seit seinem 1999er Album “Live From A Shark Cage” für einen radikalen Sound steht, der sich nie in reiner Abstraktion verliert. Eine Depression, ein Selbstmordversuch und drei so unwahrscheinliche wie wiederbelebende Alben später, ist er als Papa M bei einer meisterlich knorrigen Platte zwischen Ruhe und Dringlichkeit angelangt.
Das völlig zerschossene Instrumental “Thank You For Talking To Me (When I Was Fat)” zu Anfang stellt in knapp acht Minuten den verknoteten Diskursraum des Albums vor. Wo andere Gefahr laufen würden, ins Dramatische oder Übersteigerte zu verfallen, bleibt Pajo nüchtern, beinahe stoisch, auch im ausgefallenen Experiment. Auf der anderen Seite der Dringlichkeitsskala stehen Songs wie “Ode To Mark White”, wo Pajo fast wie Tom Waits klingt. Ganz ähnlich auch im progressiven Roots Rock “Rainbow Of Gloom”.
Egal in welche Richtung es geht, stets erhält sich der Texaner die Verschrobenheit seiner kurzlebigen Band Slint, die nach wie vor zu den Bewerbern für den Kreis der bestgehüteten Geheimnisse alternativer Musik gehören – der Größe ihres Vermächtnisses war bis heute nie die angemessene Aufmerksamkeit vergönnt. Mit “Ballads Of Harry Houdini” wird sich daran kaum etwas ändern. Der Faszination für Papa M kommt das im engeren Kreis umso mehr entgegen.
Das steckt drin: Slint, Tortoise, Tom Waits
weitere Platten
A Broke Moon Rises
VÖ: 17.08.2018
The Piano Sessions (EP)
VÖ: 17.05.2018
Highway Songs
VÖ: 11.11.2016