Gut, angesichts des Lebenswerks von Yes, Genesis oder Tool ist der Begriff übertrieben. Dennoch hat “Ego Trip” einen echten Bogen und stellt das Ego eben nicht unreflektiert aus, sondern macht es zum Thema der Betrachtung. In begleitenden Notizen zum Album spricht Frontmann Jacoby Shaddix vom Unterschied zwischen der “Hochfrequenzversion” unseres Ichs, die “spirituell und bewusst” sei und der “Niedrigfrequenzversion”, die selbstsüchtig ihrer Vergnügungssucht nachgeht und einen auf dicke Hose macht. Genauso klingt die erste Hälfte. Mit plakativem Jetzt-alle-springen-Theater in “Stand Up”, als würde man beim Bizarre Festival 1996 um halb zehn morgens von Mr. Ed Jumps The Gun aus dem Schlafsack gerissen. Oder mit dem elektronisch boxenden Rap-Rock von “Liar”, der sich anhört, wie das 00er-Jahre-Jugendzimmer im Computerspielmuseum in Berlin aussieht. In der zweiten Hälfte reift das Ego zur Hochfrequenz und aus der Asche erheben sich wundervoll gesungene, zeitlose Songs. Die Ballade “Leave A Light On” erzeugt Gänsehaut, wie es der Band selten gelang. “Cut The Line” bietet geradlinigen Rock mit Enthusiasmus, die moderne Fassung von AOR. “No Apologies” belebt mit erbaulichem 00er-Jahre-Emorock-Vibe à la Funeral For A Friend. Wahrlich ein Trip, stringent und ambivalent zugleich.
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