Mit dem “Infest”-Nachfolger haben Papa Roach sich und ihrer Reputation einen Gefallen getan. Ihrer Plattenfirma wahrscheinlich eher nicht. Diese Platte rockt. Und zwar anders. Wer erwartet hatte, dass nach dem massiven Erfolg des Vorgängers dasselbe (Rap Metal-)Rezept noch mal benutzt werden würde, wird enttäuscht. Positiv, wohlgemerkt. Denn die bekannten Merkmale sind inzwischen Geschichte, ein wirklicher Hit ist auf dem Album nicht zu entdecken. Im Gesamtkontext durchaus stimmig. Papa Roach sind erwachsen geworden, indem sie auf weniger auf Kommerz, sondern auf die eigene Entwicklung geachtet haben. Man hat den Eindruck, sie wollten sich selbst beweisen, dass sie mehr sind als ein `One Hit Wonder`, das irgendwann zusammen mit Nickelback oder Linkin Park auf irgendwelchen `SAT 1`-Samplern landen wird. Die gefährliche Gratwanderung zwischen äußerem und innerem Druck hat eine Platte hervorgebracht, die man öfter hören kann und auch muss als “Infest”. Das hier ist im wahren Sinne des Wortes `neuer Metal`, ohne Riffzweitverwertung, ohne anbiedernden Rap (bis auf “She Loves Me Not”, nicht ohne Grund die erste Single), allerdings immer noch mit sehr banalen Texten und einem Albumcover, das selbst in den Achtzigern für Schmunzeln gesorgt hätte.
Jörg Staude 8
Es war auf jeden Fall eine weise Entscheidung von Papa Roach, die allzu platten Metal-Zitate und Rap-Parts aus dem zweiten Album zu eliminieren. Das lässt nicht nur einen Reifeprozess erkennen, sondern macht die Band auch weniger angreifbar. Sagen wirs mal so: Was das Musikalische angeht, ist “lovehatetragedy” ein Album, mit dem sich auch über 18-Jährige sehen lassen können, ohne sich schämen zu müssen. Das impliziert allerdings noch lange nicht, dass es auch wirklich gut ist. Denn das, was bei Papa Roach nach der Bereinigung um oben genannte Elemente übrig geblieben ist, verdient wahrlich keinen Originalitäts-Orden: Mal brachialer, mal etwas gemäßigterer New Metal, leidliche Melodien, und der ewige Stenz zwischen den Eckpfeilern Wut, Frustration und Hoffnung. Womit man auf der inhaltlichen Ebene angelangt wäre – und die ist, mit Verlaub, immer noch erschreckend banal. Eine kümmerliche Befindlichkeitsbeschreibung wie “Life is a bullet / the bloodstains prove it / its tearing through you and me / not caring about you or me” (aus “Life Is A Bullet”) ist leider alles andere als ein Einzelfall und lässt einen betreten weghören. Und solange sich das nicht ändert, kann man Papa Roach auch nicht auf ganzer Linie respektieren.
Alexandra Brandt 5
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