Und der musikalische Richtungswechsel des englischen Quintetts wird berechtigterweise mehr Staub aufwirbeln als Nebensächlichkeiten wie 1997 Nick Holmes’ Abschied von der Langhaarigkeit anlässlich des letzten, schon ziemlich unmetallischen Albums “One Second”. Was also ist passiert? Paradise Lost haben sich – wie gut informierte Quellen schon seit längerem verkünden – ihren Helden Depeche Mode bis an die Grenze der Verwechslungsgefahr angenähert, und das liegt nicht daran, daß sie mit ihrem Produzenten Steve Lyon einen DM-Intimus an die Regler gelassen haben, sondern schlicht an der Tatsache, daß die Band es so wollte. Und das merkt man. Genau deshalb klingt “Host” auch keineswegs künstlich erzwungen, sondern wie ein ausgereiftes, homogenes Werk einer Band, die sich einer gelungenen Gesichtsoperation unterzogen hat. Schon der als erste Single ausgekoppelte Opener “So Much Is Lost” offenbart die Sorgfalt, mit der PL beim Schreiben der 13 Tracks zu Werke gegangen sind. Die gesamte Platte rockt nur in den seltensten Momenten (z.B. “Made The Same”), klingt (unter)kühl(t) und sicherlich auch ein bißchen glatt, aber so ist das nun mal, wenn sich düstere Gefühle mit Elektronik paaren. Bevor enttäuschte PL-Fans jetzt in Depressionen verfallen, weil sie den Verlust ihres einstigen Paradieses betrauern, oder wutentbrannt Kommerzkacke und Ausverkauf schreien, sollten sie lieber einfach die neue Anathema kaufen und anderen Menschen ihre Freude an “Host” gönnen. Und das müssen noch nicht einmal zwingend Depeche-Mode-Fans sein. Ich bin jedenfalls schon mächtig gespannt, ob und wie sich diese Metamorphose zukünftig weiterentwickeln wird. Meinen Segen haben sie.
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