Bis weit in das neue Jahrtausend hinein hat die Band im gepflegten Zwei-Jahres-Rhythmus mit verdunkeltem Pop, elektronischen Fingerübungen und auf Depeche Mode geschminkten Banalitäten gelangweilt. Der Stiefel, den Paradise Lost herunterspielten, stank schon 1999 mit “Host” zum Himmel. Dünner Doom-Rock aus dem Mittelfeld der Altherren-Liga, der so giftig klang wie die Scorpions auf Abschiedstournee. Deswegen musste sich 2009 so mancher heftig zwicken, als mit “Faith Divides Us – Death Unites Us” ein echtes Lebenszeichen von Paradise Lost aufflackerte: mehr Doom, mehr Metal und die Gitarren konsequent einen Halbton tiefergelegt. Paradise Lost reisten weit zurück in die eigene Vergangenheit, um ihre Zukunft zu finden. Mit “Tragic Idol” bleibt die Band in der richtigen Spur: 19 Jahre nach “Icon” rammen Paradise Lost keinen zweiten Meilenstein in Grund und Boden. Dennoch ist “Tragic Idol” ein deutlicher Wegweiser dorthin, wo Paradise Lost am stärksten waren und wieder sind. Hier beißt kein Kunstnebel in den Augen, nicht jeder Halbsatz von Nick Holmes geht zwangsläufig im Hall unter. “Tragic Idol” gewährt ungeschönte Einblicke in das gesundete Knochengerüst einer Band, die nach schlaffen Jahren wissen will, ob die alten Muskeln noch da sind. Im Kontext der blutleeren Sünden, die sich Paradise Lost im Lauf der 00er Jahre geleistet haben, klingen “Theories From Another World”, “In This We Dwell” oder der Titelsong wie düstere Offenbarungen. Auch wenn einige Aussetzer den positiven Gesamteindruck schmälern.
weitere Platten
Live Death
VÖ: 02.09.2022
The Lost And The Painless (Boxset)
VÖ: 26.11.2021
At The Mill (Live)
VÖ: 16.07.2021
Obsidian
VÖ: 15.05.2020
Medusa
VÖ: 01.09.2017
The Plague Within
VÖ: 29.05.2015
Faith Divides Us - Death Unites Us
VÖ: 25.09.2009
In Requiem
VÖ: 18.05.2007
Paradise Lost
VÖ: 28.02.2005
Symbol Of Life
VÖ: 21.10.2002
Believe In Nothing
VÖ: 23.02.2001
Host
VÖ: 21.05.1999