Und schon haben wir mal wieder ein 1a-Beispiel für die Bedeutung der Perspektive. GAB haben mit “Venus Luxure No. 1 Baby” eines der wichtigsten Touch-And-Go-Alben der 1990er Jahre gemacht, behaupte ich. Andere winken hingegen schon bei dem Gedanken an McClouds Stimme, die immer ein wenig nach Kehlkopfentzündung und durchsoffener Nacht klingt, heftig ab und verbarrikadieren sich hinter ihren Jesus-Lizard-LPs. Gut, keine schlechte Wahl und gute Nachbarschaft, aber: Wer diesem ersten Soloalbum von Scott McCloud eine Chance gibt, wird eine Vielzahl guter Songs finden. Klar, man muss diese seltsam gehauchte Stimme mögen. Aber hey: Wo wir ohne Ecken und Kanten in der Musik hinkommen, demonstrieren uns schon so viele glatt gebügelte “Indie”-Bands auf allen Frequenzen – da müsste man diesem Mann alleine für seine Existenz applaudieren. Die Band, die er um sich versammelt, glänzt mit ex-Psychedelic-Furs-Gitarrist Richard Fortus und GAB-Weggefährte Alexis Fleisig am Schlagzeug. Übertreiben will ich die Begeisterung für “Failure American Style” am Ende allerdings nicht. Die ungestüme Getriebenheit des New Yorkers ist einer gewissen schöngeistigen Abgeklärtheit gewichen. Und dass es sich bei diesem Album um ein zurückgelehntes Reifewerk handelt, beweist nicht zuletzt die Ballade (!) “Come To New York”, die in der Vergangenheitsform zu der Feststellung gelangt: “It was a real cool time”.