Pasadena Napalm Division
Pasadena Napalm Division
Text: Martin Iordanidis
Wer nach 20 Jahren D.R.I.s Crossover-Manifeste “Thrashzone” und “Four Of A Kind” entstaubt, fühlt sich eher an rumpelige Black Sabbath erinnert als an messerscharfe Metalcore-Standards der Gegenwart. Wo Slayer mit dem Skalpell kommen, schlagen Pasadena Napalm Division lieber mit dem Morgenstern zu. Damit hinterlassen sie, neben Knochensplittern und blutigen Fleischlappen, immer auch eine faszinierende Verwirrung. Das liegt vor allem an den verspulten Leads, die Gitarrist Scott Sevall kreuz und quer über Strophen und Refrains legt. Genau wie Rocky George bei Suicidal Tendencies, nur nicht halb so ätherisch. Dann scheinen die Dead Kennedys auf ein Erwachsenen-Hörspiel zu treffen: “All Of A Sudden Dead” und “Bleache Blonde Despair” verquicken Brechts Sprechgesang mit wüstem Hochgeschwindigkeits-Thrash, der regelmäßig in die Death-Metal-Kiste langt. Hier will einer Geschichten wie Iggy Pop erzählen, während unter ihm die Bühne zu Zahnstochern verarbeitet wird. “Cemetary Mass” klaut beim Death Metal die Blastbeats und chromatischen Gitarrenriffs, die immer nur drei Halbtöne auf dem Griffbrett kennen. Wenn Brecht gut drauf ist, sammeln seine angetrunken hingebrüllten Vocals Punkte, weil sie authentisch kaputt klingen statt gewollt bösartig. In “Dreamland” rezitiert er zum amorphen Beat von Bass und Schlagzeug Punk-Poesie, die am Vorabend auf den Bierdeckel geschmiert wurde. So klingt einer, der die Regeln nur macht, um sie irgendwann zu brechen.