Wer Patrick Watson zu sich einlädt, sollte viel Platz haben. Denn hat er sich erst einmal eingerichtet, stapeln sich neben den mehr als sprichwörtlichen Pauken und Trompeten auch Flöten und Streicher wahrscheinlich jeder Bauart. Ganz oben auf diesem Berg thront der Maestro selbst in einem alten Lehnstuhl, eingerahmt von Fanfarenengeln und Opernsängerinnen. So besonnen und unaufdringlich wie sein Falsett das zulässt, begleitet er sich zu Beginn der Songs nur selbst an der Gitarre und wirkt dann überrascht über jedes Instrument, das seine Band aus dem Haufen zieht, der Peter Ludolf alle Ehre machen würde. Dass der Bezug der Band zur Klassik mehr ist als ein angemietetes Orchester, zeigt sich in den eingestreuten Instrumentals, die nach jazzigem Beginn oft den anmutigen Bombast klassischer Kompositionen erhalten. Auch sonst wagen Watson und seine Mitmusiker Katzensprünge von Genre zu Genre, die aber so bewusst gewählt sind, dass der Übergang stets natürlich wirkt. Watsons Stimme bewegt sich dabei in Schwindel erregenden Höhen, ist manchmal warmer Soul, dann wieder tiefblauer Blues, in kurzen Momenten plötzlich auch trockener Crooner. Zum Ende der Platte kommt er von seinem Berg herunter. Auf einer Insel inmitten des Swimmingpools spielt er uns ein letztes Lied. Opernsängerinnen schunkeln beseelt, die Fanfaren-Engel haben ihren letzten Einsatz. Der Berg fängt Feuer, Patrick Watson hatte Recht, morgen wird das hier alles Asche sein. Zum Glück gibt es die Nacht, die er mit “Adventures In Your Own Backyard” erlebt, auch als Tonträger.
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VÖ: 15.05.2009
Close To Paradise
VÖ: 07.09.2007