Paul Smith & Peter Brewis
Frozen By Sight
Text: André Bosse
Paul Smiths ambitionierte Seite hatte es zuletzt schwer. Maxïmo Park sind eine Rockband auf der Schneide. Noch kann sie sich einigermaßen gut dotierte Festivalslots sichern, aber so sehr im Fokus wie zurzeit von “Books From Boxes” steht sie nicht mehr. Also gibt Smith bei den Gigs Vollgas: jetzt bloß keinen enttäuschen! Als Poet will er gelten. Als Rampensau wird er wahrgenommen. Was in ihm steckt, deutete er vor vier Jahren auf seinem beachtlichen Solodebüt “Margins” an. Jetzt geht Smith einen Schritt weiter: Zusammen mit seinem Newcastle-Kollegen Peter Brewis, einer der Brüder hinter Field Music, hat er einen Liederzyklus über das Reisen komponiert. Brewis ist stets auf der Suche nach Schnittmengen aus einfachem Pop und schwieriger Musik. Zwischen Kammermusik, Prog, Jazz und Hardrock ist ihm nichts fremd. Doch als er erstmals Paul Smiths Aufzeichnungen von dessen Reisen durch Amerika oder in europäische Metropolen las, war ihm klar: hier müssen Streicher her. Also schrieb Brewis Arrangements für ein Streichquartett, spielte Klavier und ließ Bassist und Schlagzeuger genug Raum, damit das ganze nicht zu streng klingt. Paul Smith nutzt diese Klangvorlage: Häufig erkennt man seine Stimme gar nicht, weil die hektische Dringlichkeit von Maxïmo Park hinter seinem kunstvollen Vortrag verschwindet. Smith und Brewis wagen sich weit vor: “L.A. Street Cleaner” wirkt mit seinen gebrochenen Harmonien wie ein Kunstlied, das nebulöse “Budapest” nähert sich dem Jazz. Wer erst einmal hineinfinden möchte in diesen Kosmos – das brillante “Santa Monica” vereint alle Stärken dieses sehr guten Albums.